Zwei Gerettete haben Luftangriff auf Tadschura Camp überlebt
Am Mittwochmorgen entdeckte die Crew der ALAN KURDI in internationalem Gewässer, 29 Seemeilen vor Libyen ein überfülltes, blaues Schlauchboot mit 40 Personen. Die zuständigen Behörden wurden informiert und die Rettung der Menschen kurz darauf eingeleitet. Unter den Menschen befinden sich eine schwangere Frau, drei Kleinkinder, ein Mann mit Schusswunde und zwei Menschen, die den Bombenangriff auf das Tadschura Internierungscamp in Libyen überlebt haben. Die ALAN KURDI setzt nun Kurs auf den nächsten sicheren Hafen, Lampedusa.
- 40 Personen in internationalem Gewässer vor Libyen gerettet
- Seenotrettungsleitstellen in Rom, Tunis und Tripolis antworten nicht
- Sea-Eye in Kontakt mit dem deutschen Auswärtigen Amt
- ALAN KURDI setzt Kurs auf Lampedusa
Nach nur zwei Tagen im Einsatzgebiet vor der libyschen Küste entdeckte die Crew der ALAN KURDI, zu der wiederholt auch Einsatzkräfte der spanischen Organisation Proem Aid gehören, am frühen Mittwochmorgen (31.07.) ein überfülltes blaues Schlauchboot mit 40 Personen. Nachdem Schwimmwesten verteilt und die Seenotrettungsleitstellen in Tripolis, Tunis, Rom, Valletta und Bremen informiert waren, entschied die Hamburger Einsatzleiterin Barbara Held, die Menschen zügig von dem instabilen Schlauchboot zu evakuieren. Antwort auf Kontaktversuche erhielt Sea-Eye bisher nur von der Seenotrettungsleitstelle in Bremen, der Rettungsleitstelle auf Malta und dem Auswärtigen Amt in Berlin.
Unter den geretteten Menschen befinden sich zwei Frauen, eine davon im sechsten Monat schwanger und drei Kleinkinder. Eines ist ein Jahr und die anderen beiden zwei und vier Jahre alt. Drei Personen weisen Verletzungen auf und befinden sich in medizinischer Behandlung. Einer von ihnen hat eine Schusswunde am Oberarm, die ihm nach seiner Aussage durch libysche Milizen zugefügt wurde. Die Wunden der anderen beiden Menschen scheinen bereits älter zu sein und von Folterungen in den libyschen „Detention Camps“ zu stammen. Die 40 Menschen stammen aus Nigeria, Mali, Kongo, Ghana, Liberia und der Elfenbeinküste.
„Ich wäre lieber hier im Meer gestorben, anstatt in Libyen zu bleiben“, sagt Mohammed (30) aus der Elfenbeinküste.
Nachdem die Menschen an Bord mit Nahrung, Wasser und Decken versorgt sind, fangen einige von ihnen an, ihre Geschichten zu erzählen. Geschichten, die beschreiben, wie sie durch die Sahara gelaufen sind und für 40 Kilometer am Stück nur eine Flasche Wasser hatten, nur um dann in Libyen gefangen genommen und gefoltert zu werden. Die Crew erfährt außerdem, dass zwei der geretteten Menschen bei dem verheerenden Luftangriff auf das Internierungslager in Tadschura dabei waren, bei dem vor drei Wochen circa 50 Menschen ums Leben gekommen waren.
Geografisch ist Lampedusa der nächste sichere Hafen, welchen die ALAN KURDI nun dementsprechend anlaufen wird.
„Seenotrettungsleitstellen haben unverzüglich zu reagieren, sobald es einen Seenotfall gibt. Politisches Kalkül darf dabei keine Rolle spielen. Wir fordern, dass die 40 Menschen an Bord der ALAN KURDI, gemäß den internationalen Gesetzen, umgehend an Land gebracht werden können, wo sie weiter versorgt werden können. Diese Menschen haben bereits mehr durchgemacht, als jeder von uns sich auch nur ansatzweise vorstellen kann. Sie brauchen umgehend weitreichendere Hilfe“, sagt Carlotta Weibl, Sprecherin für Sea-Eye.
„Es ist gut, dass sich die EU-Außenminister nun endlich, wie zuletzt in Paris, treffen, um über eine Lösung für aus Seenot Gerettete zu sprechen. Wir brauchen allerdings jetzt sofort eine Lösung für die 40 Menschen an Bord der ALAN KURDI. Wie auch in Vergangenheit sehen wir die gesamte EU in der Verantwortung und fordern eine schnelle humanitäre Lösung für die Geretteten auf unserem Schiff“, so Weibl weiter.