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Sandra Hüller tauft zivilen Rettungskreuzer SEA-EYE 5

Das Schiff wird noch in diesem Jahr zu seinem ersten lebensrettenden Einsatz im Mittelmeer auslaufen

Am 22. Juli 2024 taufte die Oscar-nominierte Schauspielerin Sandra Hüller gemeinsam mit Omorogbe Peter Obamwonyi, Crew-Manager bei Sea-Eye, den Rettungskreuzer SEA-EYE 5. Die Zeremonie fand im Hafen der italienischen Stadt Ancona statt. Das Schiff war bis 2020 unter dem Namen NIS RANDERS für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Einsatz. Als ziviles Rettungsschiff SEA-EYE 5 wird es künftig auf der tödlichsten Fluchtroute der Welt Menschen in Seenot zu Hilfe kommen. Seit 2014 starben fast 30.000 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer.

„Ich wünschte, dieses Schiff müsste nicht existieren. Ich wünschte, die Regierungen Europas und der Welt würden endlich begreifen, dass Migration nicht aufhört, wenn sie das Sterben auf den Migrationsrouten zulassen. Sie wird aufhören, wenn sie die Verantwortung für das Leid der Menschen übernehmen, die ihre Heimat verlassen, verursacht durch die Arroganz und Ignoranz des Rests der Welt und der Politik. Ich wünsche diesem Schiff eine friedliche See und danke der Besatzung für ihre leider notwendige Arbeit. Mögen dieses Schiff und die Menschen darauf gesegnet sein“, erklärte Sandra Hüller.

Sandra Hüller

Omorogbe Peter Obamwonyi ergänzte: „Trotz aller Erfolge der letzten Jahre und der vielen geretteten Menschenleben wachsen die Hürden in der zivilen Seenotrettung mit illegalen Festsetzungen, die uns wiederholt in Häfen festhalten. Jetzt, mit dem zusätzlichen Rettungsschiff SEA-EYE 5, sind wir zuversichtlich, dass wir mehr Kraft haben, um das zu tun, was wir am besten können und worauf wir stolz sind – weiterhin Leben zu retten.“

Sandra Hüller und Omorogbe Peter Obamwonyi

Der Kaufpreis von rund 465.000 Euro wurde durch eine Spendenaktion von United4Rescue finanziert, einem von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierten zivilgesellschaftlichen Bündnis mit über 900 Partnern. Sandra Bils, Vorstandsmitglied von United4Rescue, sagte in ihrer Rede:

„Wir sind überwältigt, wie viele Menschen in so kurzer Zeit für den Rettungskreuzer gespendet haben. Die große Spendenbereitschaft zeigt: Wir schauen nicht weg, wenn die europäischen Staaten Schutzsuchende auf dem Mittelmeer ertrinken lassen. Gemeinsam setzen wir der tödlichen Abschottungspolitik etwas entgegen und schicken die SEA-EYE 5 als viertes Bündnisschiff aufs Mittelmeer!“

Sandra Bils

Zur Behandlung von medizinischen Notfällen wird an Bord eine Krankenstation eingerichtet. Deren Ausstattung und Betrieb wird durch die langjährige Sea-Eye-Partnerorganisation German Doctors e.V. ermöglicht. Vorständin Dr. Christine Winkel­mann betonte bei den Feierlichkeiten:

Für uns ist es eine menschenrechtliche Verpflichtung, Menschen in Not zu helfen und sie medizinisch zu versorgen – egal, ob an Land oder auf See. Unsere Ärzte und Ärztinnen berichten immer wieder von unermesslichem Leid: traumatisierte Menschen, unterkühlt und dehydriert mit unterschiedlichen Verletzungen. Oft haben sie Schlimmstes durchgemacht, bevor sie an Bord des Rettungsschiffs kommen. Diese Zustände sind unerträglich. Durch den ehrenamtlichen Einsatz von erfahrenen Bordärzt*innen und dem gesamten medizinischen Team versuchen wir auch unter diesen widrigen Umständen das Recht auf medizinische Versorgung umzusetzen.“

Dr. Christine Winkelmann

Die SEA-EYE 5 wurde 1990 gebaut und gehört zur 23,3-Meter-Klasse, einer Serie von sieben Seenotkreuzern der DGzRS. Bis 2018 war sie vor Maasholm an der schleswig-holsteinischen Küste im Einsatz und wurde weitere zwei Jahre von der DGzRS ohne feste Station betrieben. Vor seinem ersten Einsatz im zentralen Mittelmeer wird der Rettungskreuzer überholt und technisch modernisiert.

Um das Jahresbudget der SEA-EYE 5 zu decken, sucht Sea-Eye aktuell 3.000 Schiffspat*innen, die mit einer monatlichen Spende den Betrieb des Rettungskreuzers sicherstellen. Der Umbau des Schiffes, die ersten Einsätze und ein Teil der dauerhaften Finanzierung werden durch zwei langfristige Darlehen der GLS Bank sowie eine Crowd-Kampagne des Kooperationspartners GLS Crowd abgedeckt.