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Wie Horst Seehofer die Seenotrettung zu verhindern versucht

Drei Briefe aus dem Innenministerium und dem Verkehrsministerium belegen, wie Horst Seehofer versucht, die zivile Seenotrettung zu verhindern.

Brief Nr. 1

Im April weist das Innenministerium Sea-Eye an, den laufenden Einsatz der ALAN KURDI zu stoppen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die ALAN KURDI bereits 150 Menschen gerettet.

Brief: Das Innenministerium fordert Sea-Eye auf, die laufende Mission abzubrechen. (6. April 2020)

Brief Nr. 2

Seehofer bittet Verkehrsminister Scheuer, gegen Seenotrettungsorganisationen vorzugehen. Dabei verwendet Seehofer zwei Argumente, um die Einsätze der deutschen Rettungsschiffe erheblich zu erschweren.
1. Die Rettungseinsätze deutscher Schiffe würden die internationalen Beziehungen belasten.
2. Die Rettungsschiffe seien nicht ausreichend ausgerüstet.

Brief: Seehofer bittet Scheuer, die Seenotrettung zu erschweren (7. Mai 2020)

Brief Nr. 3

Scheuer – selbst ein ausgewiesener Gegner der Seenotrettung – muss Seehofer über die geltende Rechtslage belehren und erklärt, dass die Pflicht zur Seenotrettung oberste Priorität hat und alle Schiffe regelmäßig überprüft werden.

Brief: Scheuer widerspricht Seehofers Rechtsauffassung (7. Mai 2020)

Brief Nr. 1 wurde Sea-Eye direkt zugestellt. Brief Nr. 2 und Nr. 3 wurden mit einer IFG-Anfrage (Informationsfreiheitsgesetz) durch die Organisation FragDenStaat recherchiert. Aufgrund der zeitlichen Ereignisse kann sicher belegt werden, dass die im Brief des Bundesinnenministers an den Bundesverkehrsminister geschwärzten Stellen die ALAN KURDI und den Verein Sea-Eye e. V. meinen.

Die Bemühungen Seehofers sind ein Skandal

„Die Briefe belegen einmal mehr, dass der Bundesinnenminister keine Anstrengungen unternimmt, um Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Im Gegenteil: Er möchte sogar Seenotrettungsorganisationen davon abhalten, Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Von dieser Bundesregierung haben wir keine konkrete Unterstützung bei der Seenotrettung zu erwarten. Deshalb brauchen wir weiter die Hilfe der Zivilgesellschaft.“
Gorden Isler
Vorsitzender von Sea-Eye e. V.

Ablauf der Ereignisse

Im Folgenden haben wir die zeitlichen Ereignisse für Sie rekonstruiert.

  • 30. März 2020

    ALAN KURDI bricht ins Einsatzgebiet auf

    ALAN KURDI

    Nach achtwöchiger Werftpause verlässt die ALAN KURDI komplett überholt den spanischen Hafen von Burriana.

  • Wenige Stunden später

    Geschlossene Häfen

    Das Auswärtige Amt informiert Sea-Eye, dass die italienische Regierung die Häfen für aus Seenot gerette flüchtende Menschen geschlossen erklärte. Italien begründet diese Entscheidung mit der Gesundheitskrise, von der das Land betroffen war.

    Wenige Stunden später

  • 3. April 2020

    Malta schließt Häfen

    Das Auswärtige Amt informiert Sea-Eye, dass Malta seine Häfen ebenfalls geschlossen hat.

  • 6. April 2020

    ALAN KURDI rettet 150 Menschen

    Erschöpfte Geflüchtete auf der ALAN KURDI

    An einem Tag rettet die Crew der ALAN KURDI aus zwei überfüllten Holzbooten 150 Menschenleben.

    6. April 2020

  • 6. April 2020 (während des Rettungseinsatzes)

    Das Innenministerium fordert Sea-Eye auf, die Mission abzubrechen

    Angesichts der aktuellen schwierigen Lage appellieren wir deshalb an Sie, derzeit keine Fahrten aufzunehmen und bereits in See gegangene Schiff zurückzurufen“, schreibt Ulrich Weinbrenner, Ministerialdirektor im Bundesinnenministerium, im Auftrag von Horst Seehofer.

    Lesen Sie hier den Original-Brief

  • 17. April 2020

    Blockade der ALAN KURDI endet

    Erst nach 12-tägiger Blockade vor Palermo dürfen die geretteten Menschen an Bord eines Quarantäneschiffs gehen. Alle geretteten Menschen werden später negativ auf Corona getestet. Die Crew begibt sich auf der ALAN KURDI in eine 14-tägige Quarantäne.

    17. April 2020

  • 5. Mai 2020

    ALAN KURDI wird festgesetzt

    ALAN KURDI in Palermo

    Nach einer 14-tägigen Quarantäne auf See wurde die ALAN KURDI von der italienischen Küstenwache im Hafen von Palermo festgesetzt. Die Gründe für die Festsetzung sind fadescheinig und widersprechen der Rechtsauffassung des zuständigen, deutschen Flaggenstaats. So wird z. B. bemängelt, dass es zu wenig Toiletten an Bord gäbe.

  • 7. Mai 2020

    Seehofer bittet Scheuer, die Seenotrettung zu erschweren

    Horst Seehofer

    Dass diese Vorgänge […] vor dem Hintergrund der häufig unter der Bundesflagge fahrenden Schiffe auch die Beziehungen zu unseren Partnern an den europäischen Außengrenzen belasten, liegt auf der Hand“, schreibt Horst Seehofer an Andreas Scheuer. Dies zeigt, dass dem Minister internationale Beziehungen wichtiger sind als das Retten von Menschenleben.

    Lesen Sie hier Seehofers Brief

    7. Mai 2020

  • 7. Mai 2020

    Scheuer widerspricht Seehofers Rechtsauffassung

    Andreas Scheuer

    Bild: imago images / Christian Spicker

    Ich kann Ihnen versichern, dass sowohl die Regelungen, die auf von Nichtregierungsorganisationen zur Seenotrettung im Mittelmeer eingesetzten Schiffen Anwendung finden, wie auch deren Einhaltung einer ständigen Überprüfung unterliegen“, muss Scheuer gegenüber Seehofer zugeben, obwohl er selbst ein ausgewiesener Gegner der Seenotrettung ist.

    Lesen Sie hier Scheuers Antwort

  • 30. März 2020

    ALAN KURDI bricht ins Einsatzgebiet auf

    ALAN KURDI

    Nach achtwöchiger Werftpause verlässt die ALAN KURDI komplett überholt den spanischen Hafen von Burriana.

  • Wenige Stunden später

    Geschlossene Häfen

    Das Auswärtige Amt informiert Sea-Eye, dass die italienische Regierung die Häfen für aus Seenot gerette flüchtende Menschen geschlossen erklärte. Italien begründet diese Entscheidung mit der Gesundheitskrise, von der das Land betroffen war.

    Wenige Stunden später

  • 3. April 2020

    Malta schließt Häfen

    Das Auswärtige Amt informiert Sea-Eye, dass Malta seine Häfen ebenfalls geschlossen hat.

  • 6. April 2020

    ALAN KURDI rettet 150 Menschen

    Erschöpfte Geflüchtete auf der ALAN KURDI

    An einem Tag rettet die Crew der ALAN KURDI aus zwei überfüllten Holzbooten 150 Menschenleben.

    6. April 2020

  • 6. April 2020 (während des Rettungseinsatzes)

    Das Innenministerium fordert Sea-Eye auf, die Mission abzubrechen

    Angesichts der aktuellen schwierigen Lage appellieren wir deshalb an Sie, derzeit keine Fahrten aufzunehmen und bereits in See gegangene Schiff zurückzurufen“, schreibt Ulrich Weinbrenner, Ministerialdirektor im Bundesinnenministerium, im Auftrag von Horst Seehofer.

    Lesen Sie hier den Original-Brief

  • 17. April 2020

    Blockade der ALAN KURDI endet

    Erst nach 12-tägiger Blockade vor Palermo dürfen die geretteten Menschen an Bord eines Quarantäneschiffs gehen. Alle geretteten Menschen werden später negativ auf Corona getestet. Die Crew begibt sich auf der ALAN KURDI in eine 14-tägige Quarantäne.

    17. April 2020

  • 5. Mai 2020

    ALAN KURDI wird festgesetzt

    ALAN KURDI in Palermo

    Nach einer 14-tägigen Quarantäne auf See wurde die ALAN KURDI von der italienischen Küstenwache im Hafen von Palermo festgesetzt. Die Gründe für die Festsetzung sind fadescheinig und widersprechen der Rechtsauffassung des zuständigen, deutschen Flaggenstaats. So wird z. B. bemängelt, dass es zu wenig Toiletten an Bord gäbe.

  • 7. Mai 2020

    Seehofer bittet Scheuer, die Seenotrettung zu erschweren

    Horst Seehofer

    Dass diese Vorgänge […] vor dem Hintergrund der häufig unter der Bundesflagge fahrenden Schiffe auch die Beziehungen zu unseren Partnern an den europäischen Außengrenzen belasten, liegt auf der Hand“, schreibt Horst Seehofer an Andreas Scheuer. Dies zeigt, dass dem Minister internationale Beziehungen wichtiger sind als das Retten von Menschenleben.

    Lesen Sie hier Seehofers Brief

    7. Mai 2020

  • 7. Mai 2020

    Scheuer widerspricht Seehofers Rechtsauffassung

    Andreas Scheuer

    Bild: imago images / Christian Spicker

    Ich kann Ihnen versichern, dass sowohl die Regelungen, die auf von Nichtregierungsorganisationen zur Seenotrettung im Mittelmeer eingesetzten Schiffen Anwendung finden, wie auch deren Einhaltung einer ständigen Überprüfung unterliegen“, muss Scheuer gegenüber Seehofer zugeben, obwohl er selbst ein ausgewiesener Gegner der Seenotrettung ist.

    Lesen Sie hier Scheuers Antwort