Seenotretter*innen beklagen und betrauern den Tod von drei Menschen.
Am 06.02.2023 erreichte die SEA-EYE 4 mit 105 geretteten Personen sowie zwei Leichen an Bord den Hafen von Neapel. Dort konnten alle 105 Überlebenden sicher an Land gehen, auch die Toten wurden vom Schiff gebracht.
Es war eine schwierige Mission, bei der insgesamt drei Todesfälle zu beklagen sind! In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag führte die Crew der SEA-EYE 4 zwei Rettungseinsätze durch. Zwei Menschen konnten nur noch tot geborgen werden. Eine weitere Person verstarb nach einer Notfallevakuierung am Sonntag in einem Krankenhaus an Land. Zuvor musste bereits eine andere Person von Bord der SEA-EYE 4 evakuiert werden, sie wird weiterhin in einem Krankenhaus behandelt. Unter den Toten ist auch eine junge Mutter, deren Baby unter den Überlebenden ist.
Die italienischen Behörden verlängerten das Leiden der Überlebenden, indem sie dem Rettungsschiff den über 480 km entfernten Hafen Neapel zuwiesen. Zuvor hatten die italienischen Behörden sogar den 1000 km entfernten Hafen Pesaro genannt. Für die SEA-EYE 4 wäre ein sizilianischer Hafen deutlich schneller erreichbar gewesen und die Menschen hätten viel schneller Zugang zur benötigten medizinischen Versorgung bekommen.
Die SEA-EYE 4 liegt derzeit noch im Hafen von Neapel, von wo aus sie sich zum nächstmöglichen Zeitpunkt auf den Weg nach Burriana macht. Dort geht das Schiff für Routine-Instandhaltungsarbeiten in die Werft.
„Es ist zynisch bei der Zuweisung des Hafens von Neapel von einem Entgegenkommen zu sprechen, nur weil der zunächst zugewiesene Hafen von Pesaro noch weiter entfernt war. Die südsizilianischen Häfen hätten deutlich früher erreicht werden können. Die italienische Regierung muss davon abkehren, die Arbeit von Seenotrettungsorganisationen zu erschweren und so auch das Leid schutzsuchender Menschen zu verlängern. Es müssen alle zur Verfügung stehenden staatlichen und zivilen Ressourcen eingesetzt werden, um möglichst viele Todesfälle zu verhindern. Es ist ein andauerndes Verbrechen gegen die Menschlichkeit”, so Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V.
„Insgesamt war es das dramatischste Erlebnis, das ich bisher auf See hatte. Vor allem die Menschen der ersten Rettung waren in einem extrem schlechten Gesundheitszustand, als sie bei uns an Bord ankamen. Sie hatten sechs Tage auf dem Boot verbracht ohne Essen, ohne Trinkwasser. Zwei Leichen wurden an Bord gebracht. Es war für alle sehr erschütternd”, sagt Einsatzärztin Dr. Angelika Leist von German Doctors e.V.