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Nach 20 Missionen und über 3.700 geretteten Menschen: Sea-Eye übergibt SEA-EYE 4 an Mediterranea Saving Humans

SEA-EYE 4

Das Schiff wird weiterhin als Teil der zivilen Flotte Menschenleben im Mittelmeer retten.

Nach über viereinhalb Jahren im Einsatz für Sea-Eye wechselt die SEA-EYE 4 den Besitzer: Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung hat der Verein beschlossen, das Schiff an die italienische Organisation Mediterranea Saving Humans zu übergeben. Unter ihrem neuen Namen MEDITERRANEA wird sie weiterhin Menschenleben retten und als fester Bestandteil der zivilen Rettungsflotte agieren.

Die Übertragung der SEA-EYE 4 verdeutlicht die gelebte Solidarität der zivilen Akteur*innen im Mittelmeer. Angesichts der stetig wachsenden Hindernisse, die die EU und ihre Mitgliedstaaten der zivilen Seenotrettung in den Weg legen, müssen die Organisationen ihre Strategien kontinuierlich anpassen. Insbesondere Schiffe unter italienischer Flagge sind Kriminalisierungsversuchen ausgesetzt. So müssen sich ab Oktober 2025 sechs Aktivist*innen von Mediterranea Saving Humans wegen angeblicher Beihilfe zur illegalen Einwanderung vor Gericht verantworten. Die Anklage bezieht sich auf eine Rettung aus dem Jahr 2020, bei der die Organisation 27 Menschen gerettet hatte, die seit über einem Monat auf dem Meer trieben. Da die SEA-EYE 4 alle Voraussetzungen erfüllt, um unter deutscher Flagge zu operieren, eröffnen sich Mediterranea Saving Humans künftig neue Rechtsgrundlagen und damit verbundene Handlungsspielräume. Auch Sea-Eye hat die Strategie angepasst: Um flexibler agieren zu können, setzt der Verein fortan auf eine Flotte kleinerer Schiffe; seit Oktober 2024 ist dazu bereits der Rettungskreuzer SEA‑EYE 5 im Einsatz.

„Dass Mediterranea Saving Humans nun unter deutscher Flagge operiert, schützt die Organisation vor zusätzlichen Kriminalisierungsversuchen durch die italienische Regierung und stärkt dadurch ihre Präsenz auf einer der tödlichsten Fluchtrouten der Welt. Während die EU und ihre Mitgliedstaaten gezielt daran arbeiten, Fluchtwege gefährlicher zu machen, um die Zahl der Ankünfte zu reduzieren, stehen wir gemeinsam für einen zivilgesellschaftlichen Gegenentwurf zu einem zunehmend brutalen Grenzregime. Wir werden unsere Kräfte weiterhin dort bündeln, wo sie möglichst viele Leben retten, und uns gemeinsam entschlossen gegen die Politik der Abschottung und Abschreckung an Europas Außengrenzen stellen“, erklärt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. „Die SEA-EYE 4 war unser bisher größtes Projekt. Allen Engagierten, Spender*innen und Partnerorganisationen, die ihre Einsätze bisher ermöglicht haben, sind wir unendlich dankbar.“

„Die italienischen Behörden beschuldigen uns, sie verfolgen uns, sie nutzen die Geheimdienste, um juristische Machenschaften zu konstruieren und uns als ‚Bedrohung der nationalen Sicherheit‘ einzustufen. Sie möchten uns einschüchtern, uns in die Ecke drängen und zu verzweifelten Opfern voller Ressentiments machen. Aber das wird nie geschehen. Die Kraft, die wir daraus schöpfen, um alles zu tun, was in unserer Macht steht, um Leben zu retten, ist um ein Vielfaches größer als alle politischen Versuche, uns Steine in den Weg zu legen. Heute ist die zivile Flotte stärker als zuvor, heute verdoppelt sich mit Unterstützung von Sea-Eye die Größe von Mediterranea. Die SEA-EYE 4 wird zur MEDITERRANEA und setzt ihre Mission als Schiff der Fürsorge und Würde fort“, betont Luca Casarini, Mitbegründer und Einsatzleiter von Mediterranea Saving Humans.

Die SEA-EYE 4 ist ein ehemaliges Offshore-Versorgungsschiff, das 2020 von Sea-Eye mit Unterstützung des Bündnisses United4Rescue erworben und von rund 250 Ehrenamtlichen in ein Rettungsschiff umgebaut wurde. Im Mai 2021 startete sie in ihren ersten Einsatz – und konnte seither in 20 Missionen über 3.700 Menschen aus Seenot retten.