Viele Seenotfälle vor Lampedusa: SEA-EYE 5 rettet 110 Menschen
Italienische Küstenwache weist der SEA-EYE 5 Hafen außerhalb ihrer Reichweite zu
Die Besatzung des neuen Bündnissschiffes SEA-EYE 5 hat zwischen Dienstag und Mittwoch (5.11.-6.11.) in drei Einsätzen 110 Menschen vor Lampedusa gerettet. Seit Dienstagmorgen kam es vor der Mittelmeerinsel zu mehreren Seenotfällen.
Am Dienstagmorgen informierte die Organisation Alarmphone die zuständigen Behörden und die Seenotrettungsschiffe über 54 Menschen, die sich in der maltesischen Rettungszone, in der Malta für die Koordinierung der Seenotrettung zuständig ist, in Seenot befanden. Um 10:56 Uhr entdeckte die Crew der SEA-EYE 5 das Boot und kontaktierte die maltesischen Behörden. Mehr als fünf Stunden rang Einsatzleiter Jan Ribbeck mit den maltesischen und den italienischen Behörden um die Koordinierung des Seenotfalls. Da sich die Situation verschlechterte, das Boot fahruntüchtig war und Wasser eindrang, evakuierte die SEA-EYE 5 Crew das Boot schließlich.
Da es weitere Meldungen von Seenotfällen gab, setzte das Schiff die Suche nach weiteren Booten fort. Das Segelboot TROTAMAR III des CompassCollectives fand ein Boot mit 93 Menschen und stabilisierte die Situation. Die italienische Küstenwache bat die SEA-EYE 5 darum, die TROTAMAR III zu unterstützen. Auf dem Weg fand die Crew der SEA-EYE 5 ein weiteres seeuntaugliches Boot und rettete 25 Menschen. Am Mittwochmorgen gegen 04:30 Uhr erreichte die SEA-EYE 5 die TROTAMAR III, die bereits 62 Menschen evakuiert hatte und keine weiteren Menschen aufnehmen konnte. Die SEA-EYE 5 nahm daraufhin 31 weitere Überlebende an Bord.
Die italienische Küstenwache wies die SEA-EYE 5 an, im Laufe des Mittwochvormittags die 31 Überlebenden aus der letzten Rettung an ein Schiff der italienischen Küstenwache vor Lampedusa zu übergeben und die restlichen Menschen nach Ortona zu bringen. Da der Rettungskreuzer SEA-EYE 5 Ortona aus technischen Gründen nicht erreichen kann, bat die Einsatzleitung um die Zuweisung eines näher gelegenen Hafens.
„Wir bitten die italienischen Behörden eindringlich darum, die technischen Limitierungen unseres Schiffes zu beachten und einen nahegelegenen Hafen zuzuweisen. Es darf nun nicht zu einem argumentativen Tauziehen auf dem Rücken der Überlebenden kommen. Die SEA-EYE 5 ist ein Rettungsschiff, das Erste Hilfe leistet und Menschenleben rettet. Sie wurde zu keinem anderen Zweck gebaut. Aber sie ist nicht für mehrtägige Seereisen geeignet“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V.
Die SEA-EYE 5 und die TROTAMAR III halten nun Kurs auf Lampedusa.
„Die Überlebenden benötigen medizinische Untersuchungen und Behandlungen. Ein Verbleib von mehr als 24 Stunden auf unserem Schiff ist unzumutbar. Als Crew leisten wir alles Menschenmögliche. Aber nach rund 36 Stunden Dauereinsatz sind auch unsere Kräfte nahezu aufgebraucht. Wir brauchen dringend die Erlaubnis, in Lampedusa anlegen zu dürfen“, sagt Jan Ribbeck, Einsatzleiter an Bord der SEA-EYE 5.