SEA-EYE 4 rettet 24 weitere Menschenleben
Malta lässt 24 Menschen auf See in Lebensgefahr zurück
In der Nacht von Mittwoch (11.05.22) auf Donnerstag erreichte die SEA-EYE 4 ein Notruf über die Organisation AlarmPhone. 24 Menschen waren in einem kleinen Holzboot in der maltesischen Such- und Rettungszone in Seenot und riefen um Hilfe. Die Menschen gaben an, bereits am 08.05.2022 von Benghazi geflüchtet zu sein. Sie stammen aus Eritrea, Sudan, Chad, Libyen, Syrien und Ägypten. Die maltesische Rettungsleitstelle verweigerte auch in diesem Fall die Koordinierung der Rettungsmaßnahmen.
Im Laufe des Donnerstags (12.05.22) näherte sich der Öltanker ROSS SEA dem Holzboot. Während des Funkverkehrs zwischen der SEA-EYE 4 und der ROSS SEA erklärte der Kapitän der ROSS SEA, dass er versuchte die Rettungsleitstelle in Malta zu erreichen, aber zeitweise keine Antwort erhielt. Der Kapitän der ROSS SEA funkte der SEA-EYE 4: “RCC Malta told me to keep on monitoring. They asked me to just stay around and keep on monitoring from distance.”
„Auch wir erhalten regelmäßig bei Seenotfällen keine Antworten der Rettungsleistelle auf Malta. Warum hat Malta die ROSS SEA nicht direkt dazu aufgefordert, die Menschen zu retten? Malta schickte drei Tage keine Hilfe! Malta schreckt inzwischen vor nichts zurück, um schutzsuchende Menschen davon abzuhalten, Malta erreichen zu können“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
Hätte Malta die Rettung koordiniert und von der ROSS SEA, deren nächster Zielhafen die maltesische Hauptstadt Valletta gewesen wäre, durchführen lassen, hätte Malta die schutzsuchenden Menschen aufnehmen müssen, denn Malta war der nächste sichere Ort und der Zielhafen der ROSS SEA.
„In den vergangenen Tagen sind wir erneut Zeugen geworden, wie Malta sogar Handelsschiffe, die Hilfe leisten müssen, weil sie rechtlich dazu verpflichtet sind, anweist, zu schutzsuchenden Menschen in Seenot Distanz zu halten. Diese Methoden sind unmenschlich und verstoßen gegen die grundlegenden Menschenrechte“, so Isler weiter.
Die SEA-EYE 4 erreichte das Holzboot in der Nacht zum Freitag (13.05.22). Die Crew konnte alle 24 Menschen sicher an Bord nehmen und erstversorgen.
„Sie sind alle extrem erschöpft. Die meistens waren durchnässt und unterkühlt. Man merkt ihnen an, dass sie nach sechs Tagen auf dem Wasser psychisch traumatisiert sind“, sagt Daniela Klein, Einsatzärztin von German Doctors an Bord der SEA-EYE 4.
Bereits am 08.05.22 hatte die SEA-EYE 4 34 Menschen vom Frachtschiff BSG BAHAMAS übernommen, dessen Crew die Flüchtenden aus einem kleinen Holzboot gerettet hatte. Auch in diesem Fall hatte Malta die Koordinierung des Rettungseinsatzes abgelehnt, sodass das MRCC Bremen eingesprungen war. Nun ist die SEA-EYE 4 auf der Suche nach einem sicheren Hafen für die insgesamt 58 schutzsuchende Menschen.