Rettungsschiff ALAN KURDI rettet 84 Menschen auf dem Mittelmeer

  • Unter den Geretteten sind drei Kleinkinder und drei Neugeborene
  • Eine Frau wurde bewusstlos geborgen
  • Zustand eines Neugeborenen ist kritisch

Am Donnerstagmorgen wurde das zivile Rettungsschiff ALAN KURDI der Regensburger Organisation Sea-Eye über den ersten der beiden Seenotfälle informiert. Die Organisation „Watch the Med Alarm Phone“ kontaktierte die Einsatzleitung und übermittelte die Position. Sea-Eye informierte die zuständigen Behörden und das Schiff nahm Kurs auf die kommunizierte Koordinate.

Am späten Vormittag erreichte die ALAN KURDI das seeuntaugliche Schlauchboot und evakuierte die 44 Menschen unverzüglich. Unter ihnen sind 21 Frauen, eine von ihnen ist schwanger. Ebenfalls wurden ein Kleinkind und zwei Neugeborene gerettet, eines vier und ein anderes 8 Wochen alt. Einige Frauen berichten dem Medizinerteam, dass sie bereits seit drei Jahren in Libyen festgesessen haben. An Bord des Schiffes wurden sofort alle Geretteten medizinisch betreut.

Zeitgleich wurde die ALAN KURDI von Alarm Phone über einen weiteren Seenotfall informiert. Am Nachmittag entdeckte das zivile Suchflugzeug „Colibri“ der französischen Hilfsorganisation Pilotes Volontaires das zweite Schlauchboot. Das Sea-Eye-Schiff erreichte die Position gegen 17 Uhr. Auch hier befanden sich drei Kleinkinder unter den Geretteten. Eine Frau wurde bewusstlos von Bord des Schlauchbootes geborgen und musste im Bordhospital behandelt werden. Ihr Zustand ist instabil. Der Zustand eines Neugeborenen wird ebenfalls als kritisch beschrieben. Das Kind konnte zwei Tage nicht mit Wasser versorgt oder von der Mutter gestillt werden.

„Wir sind sehr froh, zur richtigen Zeit vor Ort gewesen zu sein. Die ALAN KURDI ist in diesen Stunden das einzige zivile Rettungsschiff vor der libyschen Küste. Vor allem das Schicksal der sechs Kleinkinder, teilweise nur wenige Wochen alt, bereitet uns in diesen Stunden große Sorgen. Ein Schiff ist noch kein sicherer Ort für Gerettete und schon gar nicht für Neugeborene. Die Behörden müssen sofort handeln und Verantwortung übernehmen“, sagt Sea-Eye Vorsitzender Gorden Isler.

Sea-Eye hat bereits am Nachmittag um Zuweisung eines sicheren Hafens für die Geretteten der ALAN KURDI gebeten. Eine Antwort der europäischen Seenotleistellen blieb bisher aus. Die libyschen Behörden boten am Nachmittag wiederholt Tripolis als Ausschiffungshafen an.

„Wäre Libyen ein sicherer Ort, dann hätten diese Menschen nicht ihr Leben riskiert, um diesen Ort zu verlassen“, sagt Isler weiter.

Sea-Eye lehnt es daher weiter kategorisch ab Menschen zurück nach Libyen zu bringen.

„Es darf jetzt kein Geschacher um Menschen auf der Flucht geben. Das internationale Recht schreibt klar vor, dass die Geretteten in einen sicheren Hafen gebracht werden müssen und der kann nur in Europa liegen. Wir drängen deshalb darauf, schnellstmöglich einen sicheren Ort zugewiesen zu bekommen“, sagt Sea-Eye Sprecher Julian Pahlke.

Sea-Eye-Crew meistert umfangreiche, italienische Hafenstaatskontrolle

  • Die katholische Kirche, die Mennoniten und Heinrich Bedford-Strohm für die EKD sprechen Segen für die ALAN KURDI aus
  • Gesammelte Spenden von TUA, Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf kommen zum Einsatz

Das Rettungsschiff ALAN KURDI hat am Donnerstagvormittag den Hafen von Tarent in Süditalien verlassen und befindet sich nun auf dem Weg in die libysche Such- und Rettungszone.

„Nach dem gewalttätigen Zwischenfall mit libyschen Küstenwächtern beginnen wir nun mit großer Sorge den nächsten Einsatz. Wir betrachten die sogenannte libysche Seepolizei als ernstzunehmende Bedrohung für Menschen auf der Flucht und die Retter an Bord unseres Schiffes. Die Tatsache, dass solche Milizen als Partner der Bundesregierung und der EU bewusst und willentlich Menschenrechte brechen, ist durch nichts zu entschuldigen. Die Rettung von Menschenleben scheint keine Priorität mehr zu sein”, sagt Julian Pahlke, Sprecher von Sea-Eye.

Nach der erstmaligen Ankunft der ALAN KURDI in einem italienischen Hafen kam es unmittelbar zu einer intensiven, tagelangen Hafenstaatskontrolle des Schiffes.

„Durch die schnelle Reaktion der deutschen Behörden und die professionelle Arbeit unserer Crew, konnte die aufwendige Inspektion gemeistert werden. Dabei bestätigten die deutschen Behörden den italienischen Kollegen ausdrücklich, dass der Zustand und die Papiere der ALAN KURDI ausdrücklich in Ordnung sind”, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye.

Die Abfahrt aus dem Hafen von Tarent verzögerte sich weiterhin wegen eines starken Sturmes, der über weite Teile Italiens hinwegzog. Dabei hat das Schiff schwere Schäden in Höhe von rund 30.000 € erlitten, die aufwendig behoben werden mussten.

Für die achte Mission des Sea-Eye-Schiffes ALAN KURDI senden am Donnerstag verschiedene Kirchen ihre bewegenden Segenssprüche an die Regensburger Seenotretter.

„Die Mennoniten sind wichtige Unterstützer der ersten Stunde. Die katholischen Bistümer München-Freising, Paderborn, Hildesheim und Regensburg sind zusammen die größten, kirchlichen Förderer von Sea-Eye. Seit 2018 werden wir auch aus dem Raum der EKD gefördert. Wir sind auf die Unterstützung der Kirchen dringend angewiesen”, sagt Isler weiter.

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Die Kirchen stehen Sea-Eye nicht nur finanziell zur Seite. Zur achten Mission der ALAN KURDI senden Dekan Roman Derl von der Diözese Regensburg für die katholische Kirche, Präses Dr. Michael Diener und Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm für die EKD, sowie Doris Hege als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden, ihren Segen für die Arbeit der Regensburger Seenotretter.

Bei der Finanzierung der anfallenden Kosten helfen unter anderem der Rapper TUA, der sein neues Video „Wenn ich gehen muss” für Sea-Eye veröffentlichte und zu Spenden für die Regensburger Seenotretter aufrief (zur Spendenseite). Aber auch der Treuhandfonds, in dem die gesammelten Spenden von Jan Böhmermann und Klaas-Heufer Umlauf verwaltet und verteilt werden, trägt maßgeblich zum aktuellen Einsatz bei. Insgesamt wurden 60.000 € für den Rettungseinsatz und die nachhaltige Organisationsentwicklung von Sea-Eye e. V. bewilligt und bereitgestellt.

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Der Berliner Rapper Tua spendet ein Musikvideo und sammelt Spenden für die ALAN KURDI

„Es ist ein wichtiges Zeichen, dass die Zivilgesellschaft so zusammensteht und gemeinsam sicherstellt, dass die ALAN KURDI in den nächsten Einsatz aufbrechen kann. Vor allem, dass junge Künstler wie TUA oder Jan Böhmermann dieses wichtige Thema zunehmend aufgreifen und die Kirchen Deutschlands sich immer wieder insistierend für die Seenotrettung einsetzen, lässt uns zuversichtlich bleiben. Wir sind gerade jetzt wieder auf Spenden angewiesen, weil mit diesem schweren Sturmschaden einfach nicht zu rechnen war”, sagt Isler weiter.

Sea-Eye e. V. gratuliert Vereinsgründer Michael Buschheuer zur Verleihung des Georg-Elser-Preis für besondere Zivilcourage

„Die Mutter hat unter Schluchzen nur gefragt: ‚Georg, warum hast Du das getan?‘ und er hat gesagt: ‚Mutter, ich habe den Krieg verhindern wollen.’“

Georg Elser war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er versuchte den zweiten Weltkrieg durch ein Attentat auf Adolf Hitler zu verhindern und scheiterte nur knapp. Am 9. April 1945 wurde er dafür im Konzentrationslager Dachau ermordet. Nur wenige Auszeichnungen stehen so sehr für Mut und Zivilcourage, wie der Georg-Elser-Preis.

Deshalb lieber Michael sind wir stolz und gratulieren dir herzlich zu dieser Auszeichnung. Ohne dich hätten wir alle nicht zueinander gefunden. Ohne deinen Mut, hätte es weniger Rettungsschiffe in einer Such- und Rettungszone gegeben, in der Vernunft und Gewissen abwesend und Tod sowie schwerste Verbrechen längst Alltag geworden sind. Ohne dich, deine Courage wären viele Menschen gestorben. Wir gratulieren dir herzlichst, dass du dich in die Reihe namhafter, couragierter Menschen einreihen darfst und folgen eurem couragierten Beispiel, indem wir weiter Menschen vor dem Ertrinken retten.