Mission ist verstorbenem Sea-Eye Vorstand Prof. Dr. med. Tilman Mischkowsky gewidmet

Am Freitagabend, 27.08.2021, ist das Bündnisschiff SEA-EYE 4 zu seiner zweiten Rettungsmission ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen. Das Rettungsschiff wird dringend benötigt, denn in den letzten Tagen gab es zahlreiche Meldungen über Seenotfälle. Die italienischen Behörden hatten das Schiff zuvor 10 Wochen mit fadenscheinigen Gründen im Hafen von Palermo festgehalten und forderten technische Anpassungen. Durch die Unterstützung der zuständigen deutschen Behörde, der Dienststelle Schiffssicherheit/BG Verkehr, gelang es den Seenotretter*innen die SEA-EYE 4 so anzupassen, dass die italienische Küstenwache die Festsetzung aufhob.

Die zweite Rettungsmission der SEA-EYE 4 wird erneut durch eine Ärztin von German Doctors unterstützt

Verzweifelte Menschen, die aufgrund von Armut, Krieg und Verfolgung die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer auf sich nehmen, dürfen nicht ihrem Schicksal überlassen werden und vor den europäischen Außengrenzen ertrinken! Als German Doctors-Einsatzärztin und Teil des medizinischen Teams an Bord der SEA-EYE 4 möchte ich einen kleinen Teil zur Rettung der Menschen auf der Flucht beitragen und hoffe auf eine erfolgreiche Mission“, so Dr. Daniela Klein, German Doctors-Einsatzärztin und Schiffsärztin an Bord der SEA-EYE 4.

Daniela von German Doctors

Seit 2014 sind mehr als 20.000 Menschen auf ihrer Flucht im Mittelmeer ums Leben gekommen. 1241 Menschen starben allein aufgrund fehlender sicherer Fluchtwege in 2021 im Mittelmeer (Stand: 26.08.2021).

Nachruf zum Tod von Prof. Dr. med. Tilman Mischkowsky von Jan Ribbeck, stellv. Vorsitzender von Sea-Eye e. V. und langjähriger Wegbegleiter

Prof. Dr. Tilman Mischkowsky verstarb am 17. April 2021. Er war ein Mann der ersten Stunden bei Sea-Eye e. V. Er hat auf dem ersten Rettungsschiff von Sea-Eye e. V. Sperrholzplatten zurechtgesägt und eine kleine Krankenstation gebaut. Wenn ihm Werkzeuge zur medizinischen Hilfe fehlten, hat er selbst, zum Beispiel in Nepal, Krankenbetten und Operationseinrichtungen aus Altmetall hergestellt. Er hat mit einem Hammer Rost vom Schiffsrumpf der SEA-EYE geklopft, sodass der alte Fischkutter später Menschen vor dem Ertrinken retten konnte.

Tilman Mischkowsky konnte aber nicht nur an der Basis zupacken, sondern auch in großen Dimensionen denken und lenken. Er leitete jahrzehntelang eine unfallchirurgische Abteilung und prägte mit seiner Expertise und Präsenz die unfallchirurgische Fachwelt. Als Vorsitzender bei Sea-Eye e. V. hat er sein Organisationstalent, seine Netzwerkfähigkeit und seine Autorität eingesetzt, um den Weg zu unserem bisher größten Rettungsschiff und die professionelle Arbeit bei Sea-Eye e. V. mitzugestalten.

Große Freude und Genugtuung hätte er daran gehabt, heute das erneute Auslaufen der SEA-EYE 4 zu begleiten. Mit diesem zweiten Rettungseinsatz würde er zusammen mit der Crew und allen Sea-Eye Aktivist*innen gegen die selbstgefällige, europäische Politik der Ausgrenzung von Flüchtenden kämpfen und das Menschenrecht auf Leben verteidigen. Sea-Eye widmet Tilman Mischkowsky die zweite Rettungsmission der SEA-EYE 4, die am 27.08.2021 von Sizilien startete.

Über 300.000 Menschen unterstützen die Forderung

Aufgrund der verheerenden Lage in Afghanistan fordert Sea-Eye in einem offenen Brief mit über 300.000 Unterstützer*innen von der Bundeskanzlerin Angela Merkel, sichere Fluchtwege für alle Menschen einzurichten, die jetzt gezwungen sind, das Land zu verlassen.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

in größter Sorge und zutiefst bestürzt wenden wir uns angesichts der humanitären Katastrophe in Afghanistan an Sie. Wir tun dies mit über 300.000 Unterstützer*innen, die die Petition „Schafft sichere Fluchtwege aus Afghanistan“ (change.org/SichereFluchtwege) unterzeichnet haben.

Die Lage in Afghanistan ist verheerend! Viele tausend Menschen fürchten um ihr Leben. Die Situation in Kabul ist äußerst gefährlich. Menschen sind bereits am Flughafen zu Tode gekommen und viele harren noch in Todesangst in der Hauptstadt aus und warten auf ihre Evakuierung. Währenddessen durchsuchen die Taliban Häuser und Wohnungen nach ihren Opfern und kontrollieren die Straßen.

Die Gewalt konzentriert sich jedoch nicht nur auf die Hauptstadt. Auch in anderen Teilen des Landes setzen die Taliban Gewalt gegen die Bevölkerung ein. Die UN berichtet von anhaltenden, gravierenden Menschenrechtsverletzungen. Es kam zu Massenhinrichtungen von Zivilist*innen und ehemaligen Angehörigen der afghanischen Sicherheitskräfte. In einigen Regionen dürfen Mädchen zudem – anders als von den Taliban behauptet – nicht mehr zur Schule gehen und die Bewegungsfreiheit von Frauen wird eingeschränkt. Shabnam Khan Dawran, eine der wichtigsten Moderator*innen des Staatsfernsehens, wurde von den Taliban abgesetzt. Die Taliban zwingen Minderjährige zum Waffendienst und töten bei friedlichen Protesten, wie in den Städten Asadabad und Dschalalabad, Demonstrant*innen.

Über 3 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben worden – mehr als 500.000 Menschen allein in diesem Jahr. Mehr als 18 Millionen Menschen hungern in Afghanistan. Frauen und Mädchen sowie Menschenrechtler*innen, Frauenrechtler*innen und Journalist*innen sind unter der Herrschaft der Taliban besonders gefährdet. Allerdings muss jede*r, der*die gegen die Herrschaft und die Lehren der Taliban ist, mit schweren Repressalien, Folter und Mord rechnen. Deutschland hat die Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und darf diese Menschen nicht vergessen.

Wir fordern Sie daher zusammen mit 300.000 Unterstützer*innen auf, humanitäre Korridore aus Afghanistan einzurichten. Derzeit ist es für viele Menschen extrem schwierig, Afghanistan zu verlassen, weil die Straßen und Grenzübergänge von den Taliban kontrolliert werden. Setzen Sie sich dafür ein, dass die Grenzen für alle Menschen, die jetzt das Land verlassen müssen, geöffnet werden. Stimmen Sie sich dazu mit den Nachbarländern ab. Klären Sie, welche Aufnahmekapazitäten die Nachbarländer haben und richten Sie mit Ihren europäischen Partnern sichere Fluchtwege in die Europäische Union ein und lassen Sie die Bundesrepublik mit gutem Beispiel vorangehen. Über 250 Kommunen und Städte haben im Bündnis „Sichere Häfen“ ihre Bereitschaft zur Aufnahme von flüchtenden Menschen erklärt. Ermöglichen Sie es diesen Städten, endlich den Menschen zu helfen und sie aufzunehmen.

Setzen Sie sich auch auf internationaler Ebene dafür ein, dass Staaten Afghan*innen aufnehmen, die trotz des 20-jährigen westlichen Militäreinsatzes jetzt zur Flucht gezwungen sind. Die Weltgemeinschaft kann allen Afghan*innen ein neues Leben ermöglichen. Wir sind überzeugt, dass kein*e Afghan*in grundlos seine*ihre Heimat verlässt. Es ist die Verantwortung Deutschlands und seiner Partner, allen Afghan*innen die Möglichkeit zur Flucht zu geben und ihnen somit zu ermöglichen, eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen. Wenn Afghan*innen um ihre Sicherheit und ihr Leben fürchten, müssen ihnen sichere Fluchtwege offenstehen. Lassen Sie die Menschen in Afghanistan nicht im Stich!

Als Seenotrettungsorganisation sehen wir auf unseren Rettungseinsätzen im Mittelmeer seit Jahren das Leid, das durch das Fehlen sicherer Fluchtwege erzeugt wird. Nicht alle Menschen wollen in der Europäischen Union leben. Aber alle Menschen wollen in Sicherheit leben. Sichere Fluchtwege ermöglichen es ihnen, selbstbestimmt und sicher zu flüchten. Ohne sichere Fluchtwege sind Menschen gezwungen, Wüsten zu durchqueren und sich in seeuntaugliche Boote zu setzen. Viele Menschen – darunter Kinder und Familien – sterben auf ihrer Flucht. Wir appellieren an Sie: lassen Sie nicht zu, dass dies das Schicksal der Afghan*innen wird. Schaffen Sie sichere Fluchtwege aus Afghanistan.

Mit freundlichen Grüßen
Axel Pasligh, Gorden Isler, Joana Weinmann und Sophie Weidenhiller
– von Sea-Eye e. V.

Italienische Behörden heben Festsetzung nach 3 Monaten endlich auf


Nach einer dreimonatigen Festsetzung des Bündnisschiffes SEA-EYE 4, entließen die Inspekteur*innen der Italienischen Küstenwache am Mittwochabend, 18.08.2021, die SEA-EYE 4 aus der sogenannten Verwaltungshaft.

Das Schiff hatte in seinem ersten Einsatz im Mai insgesamt 408 Menschenleben, darunter 150 Kinder, gerettet und wurde anschließend in Palermo festgesetzt. Wie bei anderen Festsetzungen von deutschen Rettungsschiffen stellten die italienischen Behörden überhöhte Anforderungen an das Rettungsschiff, bemängelten die Zertifizierung des Schiffes und erklärten die Abwasser- und Müllentsorgungskapazitäten für unzureichend. Inzwischen beschäftigt sich der Europäische Gerichtshof mit der Frage, ob die Festsetzungen rechtmäßig sind. Sea-Eye geht genau wie die deutschen Behörden davon aus, dass die Festsetzungen unrechtmäßig sind. Bis zu einem Urteil des EuGHs kann aber noch mehr als ein ganzes Jahr vergehen.

Sea-Eye entschied daher, keine Ressourcen in einer weiteren Klage zu binden und in Abstimmung mit den deutschen Behörden die geforderten Anpassungen freiwillig zu erfüllen, um schnellstmöglich wieder Menschenleben zu retten. Wochenlang arbeiteten Sea-Eye’s Nautiker*innen, Ingenieur*innen und Besatzungsmitglieder mit der zuständigen Flaggenstaatsbehörde Dienststelle Schiffssicherheit in Hamburg eng zusammen, um Lösungen für mehr als 20 überhöhte Anforderungen zu erarbeiten.

Der Einsatz der Mitarbeitenden aus Hamburg war unentbehrlich für die Freilassung der SEA-EYE 4. Ansonsten wären wir Italien schlicht ausgeliefert geblieben und hätten erneut klagen müssen. Wir sind der Dienststelle Schiffssicherheit deshalb sehr dankbar!“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.

Die SEA-EYE 4 wird nun unverzüglich auf ihren zweiten Rettungseinsatz vorbereitet. Sea-Eye und United4Rescue wollen das zweite zivilgesellschaftliche Bündnisschiff zeitnah in den zweiten Einsatz entsenden.

Wir hoffen sehr, dass die SEA-EYE 4 nun regelmäßig eingesetzt werden kann. Es kann nicht sein, dass man sich in Rom für jede Inspektion neue Beanstandungen überlegt, um die Rettungsschiffe immer wieder vom Einsatz abzuhalten. Das kostet einfach Menschenleben und muss aufhören“, sagt Michael Schwickart, stellv. Vorsitzender des Bündnisses für zivile Seenotrettung United4Rescue.

Zusammen mit seinen operativen Partnern German Doctors und Refugee Rescue will Sea-Eye noch im August in den Einsatz zurückkehren.

Wir unterstützen selbstverständlich auch beim nächsten Einsatz der SEA-EYE 4 mit unserer medizinischen Expertise auf der Krankenstation. Für uns ist es ein Gebot der Menschlichkeit, flüchtende Menschen zu retten und zu versorgen. Niemand in Not darf auf dem Meer zurückgelassen werden.“, sagt Dr. Christine Winkelmann, Vorständin von German Doctors.

Die Politik der Festsetzung von Rettungsschiffen zwang Sea-Eye zuletzt dazu den Betrieb der ALAN KURDI einzustellen und das Schiff an die italienische Organisation ResQ zu übergeben. Unter dem Namen RESQ PEOPLE retteten die Italiener*innen in der vergangenen Woche 166 Menschenleben. Die hohen Kosten für die Festsetzung der SEA-EYE 4 konnte Sea-Eye durch die Kampagne „Ein Geschenk für Horst“ finanzieren. Bei der von Sophie Passmann, Ruth Moschner, Klaas Heufer-Umlauf, Joko Winterscheidt, Stephan Anpalagan und Jan Delay unterstützen Aktion spendeten rund 8.000 Menschen über 260.000 €. Eine weitere Zuwendung über 50.000 € für den bevorstehenden Einsatz erhielt Sea-Eye von der Deutschen Postcode Lotterie, die einen großen Teil ihrer Einnahmen für gemeinnützige und mildtätige Zwecke einsetzt.

Diese breite Unterstützung zeigt ganz klar, wie viele Menschen sich gegen die europäische Politik der Abschottung und des Ertinkenlassens zur Wehr setzen. Wir werden immer mehr, wir werden lauter und wir geben auf keinen Fall auf!“, sagt Isler weiter.

Um die nächste Mission vollständig zu finanzieren und schnellstmöglich wieder in das Einsatzgebiet aufzubrechen ist Sea-Eye weiterhin auf Spenden angewiesen.

Route 4 - A Dreadful Journey

Das Mennonitische Hilfswerk ist ein langjähriger Partner von Sea-Eye. In den letzten zwei Jahren unterstützte das Mennonitische Hilfswerk die Rettungseinsätze von Sea-Eye mit mehr als 50.000 €. Während dieser Einsätze konnten zahlreiche Menschen aus Seenot gerettet werden. Wir haben Christoph Landes, Vorsitzender des Vorstandes im Mennonitischen Hilfswerk, drei Fragen gestellt. Am Ende stellte jedoch er uns vor eine große Frage.

„Unsere Hilfe ist eine Stimme gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt, der viele Menschen ausgesetzt sind.“ Dieser Satz stammt aus dem Selbstverständnis des Mennonitischen Hilfswerks. Worin liegt speziell im Mittelmeer die Ungerechtigkeit, die bereits zu tausenden Toten geführt hat?

Vieles in unserer Welt liegt im Argen. In so vielen Bereichen gibt es Ungerechtigkeit – das hat wahrscheinlich jeder schon mal persönlich erlebt. Und im Großen sehen wir, wie vieles am globalen Miteinander auf Unrecht basiert. Als Christen glauben wir, dass Gott sich seine Welt anders vorgestellt hat. Wir können nicht die ganze Welt ändern, aber mit dem was wir tun, wollen wir Zeichen setzen und dem nachspüren, wie Gott sich seine Welt vorstellt. Dafür setzen wir uns mit Partnern ein.

Das Sterben im Mittelmeer steht leider am Ende einer langen Reihe von Unrecht. Wir können in die Geschichte gehen und an das Unrecht im Kolonialismus denken, wir können an die Ungerechtigkeit im globalen Wirtschaftssystem denken. Wir müssen auf den Klimawandel und Waffenexporte schauen. So viel trägt dazu bei, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Aber auch wenn Eltern ihre Kinder drängen, in Europa das Glück zu suchen, oder Schleuser, die sich skrupellos an der Not anderer bereichern. In dieser langen Reihe von Ungerechtigkeit steht für so viele Menschen der Tod im Mittelmeer – oder die Rettung aus Seenot. Als Christ glaube ich nicht, dass Gott will, dass Menschen ertrinken.

Das Mennonitische Hilfswerk unterstützt Projekte auf der ganzen Welt. Erst im Mai haben Sie die Versorgung von 2.500 Kindern in einem Flüchtlingscamp in Malawi (Südostafrika) gesichert. Welche Verantwortung hat aus Ihrer Sicht die Europäische Union für die über 82 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind?

Es ist sehr einfach und hat eine gewisse Logik, die EU für die vielen Flüchtlinge verantwortlich zu machen. Wer ist die EU? Sind es anonyme Organisationen in Brüssel, träge Beamte, Politiker mit Eigeninteressen? Oder sind es wir, die Bürger der EU, die sich auch in der Zivilgesellschaft engagieren?

Ich wünsche mir eine EU, in der es nicht nur um Markt und wirtschaftlichen Erfolg geht – keine Frage, das ist auch wichtig und ein stabilisierender Faktor. Aber Werte wie Menschenwürde, Freiheit, Demokratie oder die Wahrung der Menschenrechte, das sollten eigentlich wichtige Exportgüter der Europäischen Union sein. „Export“ bedeutet, wir Europäer sollten es glaubwürdig leben, auch an unseren Grenzen und darüber hinaus. Damit könnte Einfluss auf Fluchtgründe genommen werden, genauso wie auf teils unzumutbare Bedingungen in Flüchtlingslagern.

Aber es ist auch klar: das würde auch Einfluss auf den individuellen Wohlstand jedes EU-Bürgers haben.

Das Mennonitische Hilfswerkt hat gemeinsam mit Sea-Eye und Boxfish den Dokumentarfilm „Route 4“ produziert. Der Film zeigt bewegende Filmaufnahmen einer Fluchtroute von Westafrika durch die Wüste über Libyen aufs Mittelmeer. Was war Ihre Intention diesen Film über die lebensgefährliche Flucht umzusetzen?

Ein Dokumentarfilm kann Probleme ausführlicher beleuchten als ein kurzer Clip oder ein Artikel. Sorgfältig recherchiertes Material bringt Fakten, die zugegeben auch eine sehr emotionale Wirkung haben. Wenn unser gemeinsames Anliegen ist, die Welt wenigstens etwas zum Guten zu wenden, dann sollten möglichst viele Menschen informiert sein, wie die Welt jetzt ist. Damit kann sich dann jeder entscheiden: Nehme ich das hin, oder will ich dazu beitragen, dass die Welt anders wird?

Mich persönlich beschäftigt ein weiterer Gedanke. Was werden uns unsere Enkel einmal fragen? „Habt ihr davon gewusst?“

„Route 4“ ist eine wichtige Möglichkeit, dass viele Menschen davon wissen können. Bei allen begrenzten Möglichkeiten, die eine Einzelperson hat, will ich nachfolgenden Generationen nicht erzählen, dass mich das gleichgültig gelassen hat. Die Möglichkeiten sich zu engagieren sind vielfältig. Die Nächsten zu lieben – das ist es, wozu uns Gott herausfordert. Und in einer so globalen Welt können diese Nächsten auch in Westafrika sein.

Über Route 4

Über 15 Monate begleitete ein Mediateam die ALAN KURDI während mehrerer Rettungsmissionen. Neben zahlreichen bewegenden Momenten auf See entstand auch Material in Ländern wie Niger, Tunesien, Libyen, Italien und Malta. Der Dokumentarfilm möchte auf von der EU selbsterschaffene Probleme aufmerksam machen. Auf das Leid und die Strapazen, die Menschen auf ihrer Flucht widerfahren, und auf die unglaubliche Arbeit der Seenotrettungsorganisationen, die als einzige die Aufgabe übernehmen, Menschen im Mittelmeer zu retten. Die Premiere ist für November 2021 geplant.

Filmplakat: Route 4 - A Dreadful Journey