Hilfsorganisationen kritisieren Ungleichbehandlung von Flüchtenden
Rettungsschiff SEA-EYE 4 bricht in den nächsten Einsatz auf
Das Rettungsschiff SEA-EYE 4 brach am Freitagnachmittag, den 22. April 2022, zur zweiten Rettungsmission in diesem Jahr auf. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in 2022 bereits 561 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer gestorben.
„Man würde es dieser Tage in Berlin als beispiellose Schande bezeichnen, wenn in diesem Jahr 561 ukrainische Menschen auf ihrer Flucht und auf der Suche nach Schutz an den Grenzen der Europäischen Union gestorben wären. Regierungen müssten sich erklären, Rücktrittsforderungen wären zu hören, von politischem Totalversagen wäre die Rede. Es braucht sichere Fluchtwege für alle Menschen, die Schutz benötigen!“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
„EU-Mitgliedsstaaten würden doch auch keine bewaffneten Milizen ausrüsten und dafür bezahlen, um Ukrainer*innen von der Flucht aus der Ukraine in die Europäische Union abzuhalten. Aber genau dies geschieht jeden Tag anderen Schutzsuchenden, indem die EU die sogenannte libysche Küstenwache und selbst modernste Militärtechnologie einsetzt, um Menschen von der Flucht aus Libyen abzuhalten oder Zurückweisungen dorthin zu koordinieren“, so Isler.
Sea-Eye und German Doctors fordern anlässlich der insgesamt sechsten Rettungsmission der SEA-EYE 4 die Bundesregierung ausdrücklich dazu auf, alle flüchtenden Menschen gleich zu behandeln und dies auch bei allen anderen europäischen Mitgliedsstaaten einzufordern. Die Menschenrechte gelten universell für alle Menschen, ungeachtet ihrer nationalen oder sozialen Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sonstigen Attributen. Das bedeutet, dass die EU-Mitgliedsstaaten sofort eine staatliche Rettungsmission im Mittelmeer einsetzen müssen und jede Kooperation mit der sogenannten libyschen Küstenwache beendet werden muss.
Unterstützt wird der 6. Einsatz des Bündnissschiffes SEA-EYE 4 wiederholt von der Bonner Hilfsorganisation German Doctors e.V.
„Auch diese Mission unterstützten wir aus vollster Überzeugung sowohl finanziell als auch personell. Wir freuen uns, die sehr erfahrene Notfallmedizinerin und German Doctors-Einsatzärztin Dr. Daniela Klein zum dritten Mal auf die SEA-EYE 4 entsenden zu dürfen. Sie und wir alle sehen es als unsere moralische Pflicht, Menschen in Not zu helfen – ungeachtet ihrer Herkunft oder sonstigen Unterscheidungsmerkmalen. Das tut unser Verein in Ländern des globalen Südens, in Griechenland, der Ukraine und auch auf dem Mittelmeer, solange es nötig ist und wir die dafür notwendige Unterstützung erhalten. Selbstverständlich hoffen wir, dass die Politiker*innen das Leiden auf dem Mittelmeer schnellstmöglich beenden, ebenso wie in der Ukraine und an allen anderen von Leid überschatteten Orten der Welt“ sagte Dr. Harald Kischlat, Vorstand von German Doctors e. V.
Die Bonner Hilfsorganisation verantwortet die medizinische Versorgung der Flüchtenden auf der SEA-EYE 4. Regelmäßig sind auch ein Einsatzarzt oder eine Einsatzärztin an Bord des Rettungsschiffs.