Dutzende Tote bei Seenotfällen befürchtet

Niemand fühlt sich für die Rettung von Menschen verantwortlich

  • Lage auf der ALAN KURDI bleibt unverändert schlecht
  • Unsere Bordärztin dokumentiert Folterspuren
  • Ein Lösungsvorschlag für die ALAN KURDI steht im Raum

Auf dem zentralen Mittelmeer spielten sich am Ostersonntag dramatische Szenen ab. Während die ALAN KURDI vor Sizilien blockiert wird, wurden am Ostersonntag weitere Seenotfälle bekannt, für die sich niemand verantwortlich fühlt. Selbst für Seenotfälle, die eindeutig in der maltesischen Such- und Rettungszone gemeldet wurden, leitete Malta keine Rettungen ein. Die sogenannte libysche Küstenwache hat ebenfalls die Arbeit eingestellt, weil nicht genügend Schutzmasken vorrätig seien, berichtete Spiegel Online. Es ist zu befürchten, dass an diesem Osterwochenende dutzende Menschen ertrunken sind.

Derweil mussten 149 gerettete Menschen ihre achte Nacht auf der ALAN KURDI verbringen. Die Menschen müssen auf engstem Raum an Deck schlafen und sich zwei Toiletten und eine Dusche teilen. In Gesprächen mit unserem Menschenrechtsbeobachter berichteten einige Gerettete, in Libyen gefoltert worden zu sein. Unsere Bordärztin dokumentierte Narben und Verbrennungen. Einer Person wurden die Finger gebrochen.

Die italienische Verkehrsministerin und der Leiter des Zivilschutzes machten inzwischen den Vorschlag, die geflüchteten Menschen auf ein größeres, italienisches Schiff zu transferieren, um dort eine Quarantäne durchzuführen. Das Auswärtige Amt bestätigt, dass es sich um einen sehr ernsthaften Lösungsweg handelt.

Lebensmittel für die ALAN KURDI

Die italienische Küstenwache unterstützte die ALAN KURDI bereits zweimal mit einem Hilfsgütertransport. Leoluca Orlando, der Bürgermeister von Palermo, steht im engen Kontakt zu unserem Einsatzleiter Jan Ribbeck. Orlando kämpft für die Geretteten und die Crew der ALAN KURDI.

„Das Recht auf Gesundheit hat ein jeder Mensch“, sagte Orlando der italienischen Presse.

Am Osterwochenende sollte eigentlich die dritte Rettungsmission des Jahres starten. Aber die Mission musste leider abgesagt werden. Die Blockade setzt Sea-Eye neben dem Corona bedingten Spendeneinbruch ernsthaft zu. Jeder zusätzliche Tag kostet rund 2.500 €. Die Zeiten, in denen die Rettung von Menschenleben zu öffentlicher Aufmerksamkeit und zu Spenden führten, sind längst vorbei. Deshalb bitten wir Sie um Ihre Unterstützung.