Rettungsschiff ALAN KURDI verlässt Palermo Richtung zentrales Mittelmeer

Hamburg ist der neue Heimathafen des Sea-Eye Schiffs

  • ALAN KURDI auf dem Weg in den zehnten Einsatz
  • Mehr als 1.500 Menschen in den letzten Wochen auf dem Mittelmeer in Seenot
  • Forderung zur Libyen-Konferenz: Schutz von Flüchtenden oberste Priorität

Das Rettungsschiff ALAN KURDI hat am Freitagmittag den Hafen von Palermo verlassen und ist auf dem Weg ins zentrale Mittelmeer. Während des Aufenthalts in Palermo wurde die vorherige Crew abgelöst und Wartungsarbeiten am Schiff vorgenommen.

Die Freie und Hansestadt Hamburg ist nun der offizielle Heimathafen des unter deutscher Flagge fahrenden Schiffs. Die Hamburger Bürgerschaft hatte Sea-Eye als erste Stadt im vergangenen Jahr finanziell gefördert. Außerdem haben hier alle relevanten Schifffahrtsbehörden ihren Sitz.

Während der letzten Wochen versuchten trotz des schlechten Wetters mehr als 1.500 Menschen über das Mittelmeer zu flüchten. Aufgrund der Witterungsbedingungen ist die Flucht zu dieser Zeit besonders gefährlich. Dabei wurden fast 1.000 Menschen in das Bürgerkriegsland Libyen zurückgebracht, wie Berichte der IOM (International Organisation for Migration) zeigen.

„Das Menschen zurück nach Libyen gebracht werden, ist ein schwerwiegender Verstoß gegen die Menschenrechte. Vielen droht, in den berüchtigten Zentren zu landen, in denen massive Gewalt, Misshandlung, sexuelle Gewalt und teilweise Tötungen an der Tagesordnung sind“, sagt Sea-Eye Sprecher Julian Pahlke.

Am 26. Dezember 2019 rettete das Schiff ALAN KURDI zuletzt 32 Menschen von einem seeuntauglichen Boot. Alle waren libysche Staatsangehörige.

„Die Entwicklung zeigt uns, dass auch für Libyer*innen die Situation in dem Land durch die Konflikte immer gefährlicher wird. Wenn am Sonntag in Berlin mit und über Libyen verhandelt wird, muss der Schutz der Bevölkerung und vor allem von Menschen auf der Flucht oberste Priorität haben. Europa darf keine gewaltbereiten Milizen zur Rettung beauftragen, die die universellen Rechte systematisch verletzen, sondern muss selbst Schiffe zur Rettung möglichst vieler Menschenleben entsenden. Libyen ist kein sicherer Ort für Menschen auf der Flucht“, sagte Pahlke weiter.

„Die letzten Wochen zeigen erneut, wie wichtig der Rettungseinsatz aber auch der Schutz und die Beobachtung von Menschenrechten ist. Wir dürfen auf See keinen schutzlosen Raum entstehen lassen, in dem Menschen ertrinken und niemand mehr so schwerwiegende Verbrechen bezeugt“, sagt die Berliner Einsatzleiterin Johanna Pohl von Bord des deutschen Rettungsschiffs.

Die ALAN KURDI wird voraussichtlich am Sonntag die libysche Such- und Rettungszone erreichen.