Schüsse Libyscher Miliz bei einer Rettungsaktion der ALAN KURDI
Sea-Eye-Rettungsschiff rettet 68 Menschen in internationalen Gewässern vor Libyen
- ALAN KURDI rettete 68 Menschen
- Libysche Miliz behinderte Rettung und gibt Schüsse ab
- Menschen sprangen verzweifelt ins Wasser
- ALAN KURDI auf dem Weg zu einem zweiten Seenotfall
Am Montagmorgen erhielt die Crew der ALAN KURDI einen Notruf über Alarmphone. Die Kapitänin Bärbel Beuse informierte die zuständigen Behörden und setzte Kurs auf die von Alarmphone übermittelten Koordinaten. Nur eine Stunde später erreichte die ALAN KURDI die Position. Dort fand die Crew ein Holzboot mit insgesamt 68 Menschen vor. Keiner der Personen verfügte über eine Rettungsweste.
Während die Crew der ALAN KURDI das erste Rettungsboot zu Wasser ließ, näherte sich ein libysch beflaggtes Schnellboot mit hoher Geschwindigkeit. Die Schüsse und riskanten Manöver der Libyer führten schnell zu einer lebensgefährdenden Eskalation der Situation. Von dem überfüllten Holzboot sprang rund die Hälfte der Menschen ins Wasser und versuchte die ALAN KURDI aus eigener Kraft zu erreichen.
„Als ich die Schüsse der Libyer hörte, hatte ich große Sorge um meine Mannschaft und die Flüchtenden“, sagt Stefan Schütz, Einsatzleiter an Bord der ALAN KURDI.
Die Besatzungen der Rettungsboote brachten zügig Rettungsmittel zu Wasser, um zu verhindern, dass die Menschen im Wasser ertrinken.
Die Kapitänin informierte die deutschen Behörden über die Bedrohung durch die Libyer. Nach kurzer Zeit entspannte sich die Situation und die Libyer ließen die Rettung der Menschen im Wasser, die Versorgung der Menschen mit Rettungswesten auf dem Holzboot und die anschließende Evakuierung der im Holzboot verbliebenen Flüchtenden schließlich zu. Alle 68 Menschen konnten gerettet werden. Die Libyer entwendeten umgehend das Holzboot und verschwanden. Einige der Geretteten stehen unter Schock, sind unterkühlt und werden deshalb medizinisch versorgt. Der überwiegende Teil der Geretteten teilte mit, aus Bangladesch zu stammen. Wenige stammen aus Syrien, dem Tschad oder dem Sudan. 20 Personen geben an, minderjährig zu sein.
„Die Libyer haben mit ihrem Verhalten das Ertrinken vieler Menschen riskiert. Während die EU-Mitgliedsstaaten Geld an sogenannte libysche Küstenwächter zahlen, wird unsere Crew erneut beim Retten von Menschenleben behindert und bedroht“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
Der ALAN KURDI wurde ein weiterer Seenotfall gemeldet. Sie ist in diesem Moment auf dem Weg dorthin.