SEA-EYE 4 rettet 114 Menschenleben zwischen Malta und Kreta
Sea-Eye fordert europäische Marine Operation zur Rettung von Menschenleben
Innerhalb der vergangenen 72 Stunden konnte die Besatzung der SEA-EYE 4 insgesamt 114 Menschen aus drei hochseeuntauglichen Kunststoffbooten retten. Alle Rettungen fanden in internationalen Gewässern zwischen Malta und Kreta statt. Alle Überlebenden gaben an, dass sie bis zu fünf Tage unterwegs waren und aus der libyschen Region um Bengasi flohen.
Bemerkt wurde der erste Seenotfall, weil es der Crew des Rettungsschiffes GEO BARENTS von Ärzte ohne Grenzen gelang, den Funkverkehr zwischen Fischerbooten und Handelsschiffen abzuhören. Durch das Aussenden des Notrufs MAYDAY RELAY informierte die weiter entfernte GEO BARENTS die europäischen Rettungsleitstellen und die SEA-EYE 4, die sich zu diesem Zeitpunkt in dem Seegebiet zwischen Malta und Kreta aufhielt. Der zweite Seenotfall wurde durch das Alarmphone an die staatlichen Rettungsleitstellen und die SEA-EYE 4 gemeldet. Von dem dritten Seenotfall erlangte die SEA-EYE 4 durch das Mithören von Funkverkehr Kenntnis.
Die Überlebenden des dritten Seenotfalls waren in besonders schlechter medizinischer Verfassung. Vier Personen waren bewusstlos. Eine Person war laut Berichten der Überlebenden bereits länger als einen Tag nicht ansprechbar. Das gemeinsame medizinische Team von Sea-Eye und German Doctors hat inzwischen alle vier Personen im Bordhospital akutmedizinisch versorgt und stabilisiert.
„Die Menschen waren Meer und Sonne mehrere Tage schutzlos ausgeliefert. Dehydrierung, Hitze und tagelang unbehandelte Vorerkrankungen wie Diabetes können dann schnell zu einer lebensgefährlichen Situation führen. Die Menschen hatten großes Glück, dass sie von unserer Crew gefunden worden sind und nun in unserem Bordhospital versorgt werden“, sagte Jan Ribbeck, der Einsatzleiter von Sea-Eye e.V.
Bereits am Freitagabend bat die SEA-EYE 4 die primär zuständige Rettungsleitstelle auf Malta um Koordinierung und Zuweisung eines Hafens zur Ausschiffung. Am Samstagnachmittag wiederholte das Schiff diese Bitte, weil die SEA-EYE 4 weiterhin in der maltesischen Such- und Rettungszone operierte und Seenotfälle in diesem Seegebiet von Malta koordiniert werden müssen. Eine Antwort aus der maltesischen Rettungsleitstelle steht derzeit noch aus.
„Das Seegebiet zwischen Malta und Kreta ist besonders gefährlich für schutzsuchende Menschen. Sie sind oft viele Tage auf See unterwegs. Was dann passieren kann, zeigte uns das große Unglück vor Pylos vom 14. Juni 2023, bei dem viele hundert Menschen ertrunken sind“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V.
Die Einsatzleitung von Sea-Eye e.V. entschied deshalb bewusst, dass die SEA-EYE 4 auf ihrer dritten Mission des Jahres in genau diesem Seegebiet eingesetzt werden soll.
„Man muss sich immer wieder klarmachen, dass wir hier eine Lücke füllen, die von staatlichen Akteuren bewusst offengelassen wird, um die Zahl der Ankünfte von Flüchtenden in Europa zu reduzieren. Es braucht hier sofort ein Umdenken, denn die Zahl der Todesopfer steigt und steigt. Es braucht eine groß angelegte Marine Operation der EU, die das eindeutige Mandat hat, so viele Menschenleben zu retten wie nur möglich“, sagt Isler weiter. Die SEA-EYE 4 hält derzeit Kurs auf Malta.