SEA-EYE 4 rettet 51 Menschen aus Seenot
Sea-Eye kritisiert Scheindebatte zur Seenotrettung im Bundestag
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch rettete die Crew des Rettungsschiffs SEA-EYE 4 im zentralen Mittelmeer 51 Menschen aus einem Schlauchboot. Der Seenotfall war der Crew durch Frontex gemeldet worden. An Bord der SEA-EYE 4 befinden sich nun 51 geflüchtete Menschen, darunter 38 Männer, 12 Frauen und ein Baby. Bei 12 jungen Personen handelt es sich um unbegleitete Minderjährige.
Italien hat der SEA-EYE 4 Brindisi als Ausschiffungshafen zugewiesen. Dieser befand sich zum Zeitpunkt der Zuweisung 509 Seemeilen entfernt. Ein Hafen auf Sizilien wäre für die erschöpften Menschen deutlich schneller erreichbar gewesen.
Barbara Held, Einsatzärztin unseres Partners German Doctors an Bord, berichtet zum Gesundheitszustand der geretteten Menschen: „Wir versorgten einige Verbrennungen, die durch das ätzende Gemisch aus Salzwasser und Benzin verursacht wurden, und viele Kopf- und Körperschmerzen. Die Menschen hatten zwei Tage auf dem kleinen Boot verbracht, ohne sich bewegen zu können und waren sehr erschöpft. Traurig machten mich die Berichte über die Folter in den libyschen Gefängnissen, die Waisenkinder, die ganz alleine auf der Flucht waren und die Familien, die auseinander gerissen worden waren. Wenigstens können wir ihnen hier neben medizinischer Versorgung Respekt, Hoffnung und Sicherheit geben.“
Während die Besatzung der SEA-EYE 4 erstmals mit substanzieller Unterstützung der Bundesregierung Menschen rettete und in diesen Stunden in Sicherheit bringt, wird im Deutschen Bundestag über die Seenotrettung im Mittelmeer debattiert.
„Im Bundestag gibt es Abgeordnete, die es nicht ertragen, dass mit staatlicher, konkreter Hilfe aus Deutschland Menschen im Mittelmeer vor dem Ertrinken gerettet werden. Die demokratischen Parteien dieses Landes dürfen sich dieser Scheindebatte nicht ergeben und niemals zulassen, dass humanitäre Arbeit in Deutschland kriminalisiert wird“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
„Ohne die Unterstützung der Bundesregierung werden im kommenden Jahr viele Rettungsmissionen nicht stattfinden. Das würde die Flucht über das Mittelmeer noch gefährlicher machen. Im Bundestag sollte deshalb ernsthaft darüber beraten werden, wie andere EU-Mitgliedsstaaten ermutigt werden können, die Seenotrettung ebenfalls zu unterstützen, statt der AfD nachzugeben und Menschen ertrinken zu lassen. Die Würde des Menschen darf migrationspolitisch nicht relativiert werden“, sagt Isler weiter.