Sea-Eye Crew verhindert schweres Bootsunglück in der Nacht
76 Menschen aus sinkendem Schlauchboot gerettet
Nachdem die SEA-EYE 4 bereits in drei Rettungseinsätzen 416 Menschen gerettet hatte, wurde dem Rettungsschiff am Mittwochabend, den 16.06.2022, erneut ein Seenotfall gemeldet. Die Organisation Alarm Phone berichtete den Behörden bereits im ersten Notruf, dass das Schlauchboot beschädigt sei, Wasser eindränge und die Menschen um Hilfe riefen. Als die SEA-EYE 4 den Unglücksort erreichte, war in den Schläuchen kaum noch Luft. Mit Lichtern versuchten die Menschen bei Nacht auf sich aufmerksam zu machen.
„Die Menschen hatten großes Glück, dass die SEA-EYE 4 zum Zeitpunkt des Notrufs weniger als drei Stunden entfernt war und dass sie bei Nacht noch rechtzeitig gefunden worden sind“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
Der schwierige Rettungseinsatz zog sich bis Mitternacht hin. Die Einsatzboote brachten 76 Menschen auf die SEA-EYE 4.
Sehr viele der in der Nacht geretteten Menschen, haben Verätzungen und müssen deshalb im Bordhospital der SEA-EYE 4 behandelt werden. Denn wenn in den Schlauchbooten Kraftstoff ausläuft und sich mit Meerwasser mischt, entsteht ein chemisches Gemisch, das die Haut sehr stark verätzt. Die Geretteten leiden außerdem an Unterkühlung, Dehydrierung und schwerer Erschöpfung.
Die SEA-EYE 4 ist nun mit 492 geretteten Menschen auf der Suche nach einem sicheren Hafen.
„Die zivilen Hilfsorganisationen Sea-Eye und Alarm Phone haben heute Nacht ein schweres Unglück verhindert. Von staatlichen Akteuren gab es erneut keine Reaktionen. Die sogenannte libysche Küstenwache reagierte überhaupt nicht und das ist kein Einzelfall. Genau deshalb sind nun erneut so viele Überlebende auf der SEA-EYE 4, für die wir nun ganz dringend einen sicheren Ort zur Ausschiffung benötigen. Dieser Ort kann nach internationalem Recht nur in Europa liegen“, so Isler.
„Die heute Nacht geretteten Menschen müssen nach der Erstbehandlung an Bord nun zügig an Land kommen, um adäquat weiter behandelt werden zu können. Es ist erschütternd, dass die Rettung weiterhin von NGOs wie uns und auch vom Glück abhängig ist, dass Seenotretter gerade in der Nähe sind. Die EU muss sich endlich gemeinsam um eine menschenwürdige Lösung kümmern“, so Dr. Harald Kischlat, Vorstand German Doctors e. V.
Die Bonner Hilfsorganisation unterstützt den Betrieb des Bordhospitals substanziell und stellt regelmäßig German Doctors-Einsatzärzte, um die medizinische Erstversorgung auf der SEA EYE 4 zu gewährleisten.