Unbeschreibliche Berichte von Geretteten an Bord der ALAN KURDI
Wir haben lange überlegt, ob wir diese Bilder veröffentlichen. Wir sind nach langer Abwägung zu dem Entschluss gekommen, dass diese Geschichten gehört werden sollen. Um die interviewten Geretteten zu schützen, wurden ihre Gesichter unkenntlich gemacht.
Warnung: Die Inhalte enthalten Berichte über massive Gewalt und massive Gewalt an Kindern
Unsere Menschenrechtsbeobachterin interviewte zwei Überlebende, die im November 2019 von der ALAN KURDI aus einem Schlauchboot gerettet worden sind.
In dem Video beschreibt die Gerettete entsetzliche Szenen, die sie während ihrer Zeit in einem libyschen Lager beobachtet hat. Sie schildert, wie ein Libyer ein Neugeborenes einer Frau lebend entreißt und es zu einem „wütenden Hund“ bringt. Die Geretteten beschreiben Erfahrungen brutalster Gewalt. Ein junger Mann berichtet, dass er mit seiner Familie telefonieren musste und währenddessen solange verprügelt worden ist, bis er vor Schmerzen jammerte.
Wir haben uns dazu entschlossen, diese Berichte zu veröffentlichen, weil die Situation in libyschen Lagern zur Realität der europäischen Grenzsicherung gehört. Die Berichte über Sklavenhandel, schwere Folter, Misshandlungen, sexuelle Gewalt, genauso aber Unterversorgung, völlig unzureichende medizinische Versorgung und unmenschlich unhygienische Zustände haben bisher zu keiner Abkehr der europäischen Migrationspolitik geführt.
Die Regierungen der EU Mitgliedsstaaten laden in diesen Jahren schwere Schuld auf sich und auf uns. Denn es ist unsere Zeit. Es sind unsere Brüder, Schwestern und deren Kinder, die in Libyen gefoltert, vergewaltigt und ermordet werden. Dass dabei tiefe Abgründe aufgerissen werden, wird bewusst in Kauf genommen.
Wir fordern deshalb erneut von der Bundesregierung und der Europäische Union sowie allen ihren Mitgliedstaaten:
- Beenden Sie die menschenverachtende Politik der Rückführung von auf See Geretteten nach Libyen
- Kehren Sie zu einer menschenrechtsorientierten, humanitären Politik zurück.
- Besonders vulnerable Personen, zum Beispiel Familien, schwangere Frauen und Kinder, müssen evakuiert werden und vor weiteren Verbrechern geschützt werden.