ALAN KURDI bringt in Pozzallo 32 Menschen in Sicherheit

Einsatz vom 2. Weihnachtsabend findet gutes Ende

  • ALAN KURDI legt in Pozzallo an
  • 32 gerettete Personen können an Land gehen
  • Malta lehnte eine Evakuierung von geschwächten Frauen und Kindern ab
  • Guiseppe Conte kündigte eine Überarbeitung der strengen Sicherheitspolitik an

Am Sonntagmorgen legte das deutsche Rettungsschiff ALAN KURDI im Hafen von Pozzallo an. Die 32 Überlebenden sendeten am zweiten Weihnachtsabend einen Notruf an die Hilfsorganisation AlarmPhone. Sofort wurden die libyschen Behörden und die zivilen Rettungsschiffe ALAN KURDI und OCEAN VIKING informiert. In der Nacht zum Freitag fand die Crew der Regensburger Organisation insgesamt 32 Menschen in einem überfülltem Kunststoffboot. Alle Überlebenden gaben an, libysche Staatsbürger zu sein.

Nachdem sich das Rettungsschiff ALAN KURDI am Samstagabend erst wenige Stunden in der italienischen Such- und Rettungszone befand, wies die italienische Seenotleitstelle unserer Einsatzleitung einen sicheren Hafen zu. Zuvor war für zehn Gerettete bei der maltesischen Rettungsleitstelle um Evakuierung gebeten worden. Zwei Frauen und mehrere Kinder nahmen aufgrund der Seekrankheit und des Stresses keine Nahrung und kein Wasser zu sich und waren dehydriert. Trotzdem lehnte die maltesische Leitstelle eine Evakuierung ab.

„Wir sind wirklich erleichtert, dass die Geretteten nicht länger an Bord unseres Schiffes ausharren mussten. Der medizinische Zustand einiger Menschen und der aufziehende Sturm bereitete uns zunehmend Sorgen“, sagte Vorstand Gorden Isler.

Die Menschenrechtsbeobachterin an Bord der ALAN KURDI interviewte einige Überlebende. Ein Mann berichtete, dass er zum Militärdienst für den libyschen Bürgerkrieg herangezogen werden sollte und floh deshalb, weil er keine Menschen töten wolle. Seine Partnerin und er gaben weiter an, die Flucht über das Mittelmeer als letzten Ausweg gesehen zu haben. Sea-Eye wertet die Interviews zur Zeit noch aus.

Am Samstag äußerte sich der italienische Staatspräsident Guiseppe Conte, dass er Salvini’s Sicherheitspolitik überarbeiten wolle. Unter dem ehemaligen Innenminister Matteo Salvini wurden drakonische Strafen gegen Rettungskräfte und Rettungsschiffe eingeführt.

Julian Pahlke, Sprecher von Sea-Eye zu den politischen Entwicklungen Italiens: „Salvinis Politik der geschlossenen Häfen muss sofort beendet werden. Die sogenannten Sicherheitspakete haben nicht nur das fremdenfeindliche Klima angeheizt, sie widersprechen auch dem Völkerrecht und fundamentalen Menschenrechten. Der Ankündigung des Staatspräsidenten müssen nun Taten folgen. Wir müssen zu einer humanitären Sicht auf diese Krise an unseren gemeinsamen Außengrenzen zurückfinden. Im gleichen Zuge müssen aber alle EU-Mitgliedsstaaten zusammen, die Mittelmeeranrainerstaaten unterstützen und sich auf eine gemeinsame Verteilung aller Geretteten einigen.“