Kirche rettet – gemeinsam mit zivilen Seenotretter*innen
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) engagiert sich schon seit einigen Jahren in der Seenotrettung und unterstützt verschiedene Seenotrettungsorganisationen, darunter auch Sea-Eye e. V., regelmäßig finanziell. Mit der Gründung des Bündnisses für zivile Seenotrettung – United4Rescue (Gemeinsam Retten e. V.) – wurde dieses Engagement noch sichtbarer, weil sich hunderte zivile Akteur*innen in diesem Bündnis versammelten. Gemeinsam wurde das erste Bündnisschiff SEA-WATCH 4, das mehr als 300 Menschen vor dem Ertrinken rettete, in den Einsatz geschickt.
Nun haben drei (Erz-) Bistümer, München und Freising, Paderborn und Trier, verkündet, dass sie dem zweiten Bündnisschiff SEA-EYE 4 mit einer gemeinsamen Spende und Erklärung Rückenwind geben werden. Aber auch das Engagement der katholischen Kirche ist nicht neu. Einzelne (Erz-) Bistümer unterstützen die zivilen Seenotretter*innen schon seit mehreren Jahren.
So stellte das Bistum Regensburg für Sea-Eye Ressourcen in der Krisenberatung und Traumabewältigung für Sea-Eye-Crews zur Verfügung. Das Bistum Hildesheim unterstützte Sea-Eye finanziell und die Caritas Hildesheim entwickelte das 11. Gebot „Du sollst nicht ertrinken lassen“ zur Unterstützung der Seenotrettung und sammelte Spenden für Sea-Eye.
Kardinal Reinhard Marx unterstützt seit 2018 die Rettung von Menschenleben im Mittelmeer mit Spenden an die Seenotrettungsorganisationen Mission Lifeline, SOS Méditerranée, United4Rescue und Sea-Eye. Das Erzbistum Paderborn ist seit 2019 an der Seite von Sea-Eye aktiv und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Sea-Eye’s Rettungsschiff ALAN KURDI in einer Zeit einsatzbereit blieb, als Matteo Salvini praktisch die gesamte Seenotrettung lahmlegte. Mit der finanziellen Unterstützung aus Paderborn rettete Sea-Eye hunderte Menschenleben.
Die wiederholte Unterstützung des Erzbistums Paderborn begründet Generalvikar Alfons Hardt: „Als Christen können wir nicht anders, als Menschen in Not zu helfen. Wir dürfen und wollen Menschen nicht ertrinken lassen. Die Unterstützung der Seenotrettung ist ein bewusstes Zeichen des gelebten Glaubens. Jeder Mensch ist von Gott als sein Ebenbild geschaffen. Jedes Menschenleben ist gleich viel wert. Das ist unser Verständnis von der unverlierbaren Menschenwürde ohne Ansehen der Person. Da ist uns unser Glaube Auftrag und Pflicht.
Er ist stärker als alle Angst und Verunsicherung und führt auch zu weiterem christlichem Engagement bei der Hilfe für Flüchtlinge bis hin zu ihrer Integration. Auch symbolische Taten und kleine Beiträge zur Unterstützung sind wichtig. Sicher können wir die Welt nicht retten. Aber es ist schon viel gewonnen, wenn wir das tun, was wir können. Wie es aktuell aussieht, müssen wir das auch weiterhin. Denn solange keine tragfähigen politischen Lösungen für eine wirksame Seenotrettung im Mittelmeer und gegen die eigentlichen Ursachen der Fluchtbewegungen gefunden sind, bleibt es unverzichtbar, sich als Christ für seine Mitmenschen in Not einzusetzen und sie vor dem Ertrinken zu retten.“
Immer mehr Institutionen und Akteur*innen versammeln sich hinter den Seenotretter*innen. Diesem Unterstützerkreis hat sich nun auch das älteste deutsche Bistum in Trier angeschlossen. So schreibt Dr. Ulrich von Plettenberg, Generalvikar im Bistum Trier, zum aktuellen Engagement des Bistums für die SEA-EYE 4:
„Wir setzen uns für die Bewahrung des Lebens zu jeder Zeit ein. In diesem Fall geht es darum, Leben zu retten. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie quasi vor unserer Haustüre Menschen ertrinken.“ Den Verein Sea-Eye mit seinem Vorsitzenden Gorden Isler habe ich als glaubwürdige, uneigennützige und weltoffene Gruppe kennengelernt. Das Thema Seenotrettung bewegt viele Menschen im Bistum Trier. Das zeige das vielfältige Engagement etwa verschiedener Jugendgruppen, Pfarreien und Dekanate, Verbände oder des Katholikenrats im Bistum Trier. „Bei allen wichtigen innerkirchlichen Themen dürfen wir den Blick über den Tellerrand hinaus nie vergessen.“
Die gemeinsame Erklärung und die Spenden aller drei (Erz-) Bistümer an Sea-Eye sind ein wichtiges, sichtbares Signal an die eigene Kirche, an die Politik, an die Gesellschaft und an ein wachsendes Bündnis hinter den zivilen Seenotretter*innen. Wie die evangelische Pastorin Sandra Bils im Jahr 2019 unmissverständlich und klar formulierte: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt!“