Nachruf für Wolli Kanz

Wir vermissen dich, Wolli!

Noch wenige Tage vor dem 8. Oktober haben wir uns wegen des Gottesdienstes zum „Tag des Flüchtlings“ gemailt. Du wolltest kommen, hast du geschrieben, wenn du es nach der Arbeit schaffst. So warst du. Immer da, niemals ein Nein. Du hast dich aus tiefstem Herzen für die geflüchteten Menschen eingesetzt. Unbesehen ihrer Gründe, unbesehen ihrer Hautfarbe, unbesehen ihrer Herkunft, Meinung, Religion oder was sonst so gerne zu ihrer Ablehnung angeführt wird.

Für dich zählte das menschliche Leben per se. Ohne deine zielstrebige und in sich ruhende Beharrlichkeit wäre München heute wahrscheinlich noch immer kein sicherer Hafen. Ich selbst habe damals, vor Jahren, nicht geglaubt, dass das möglich wird. Du hast dich nicht beirren lassen. Statt Worte zu machen, hast du gehandelt. Du warst aktiv bei Alarm Phone. Du warst die treibende Kraft bei der Seebrücke München und hast über Vereinsgrenzen hinaus kooperiert, weil es dir um die Sache ging. Niemals habe ich dich über jemanden schlecht reden hören. Bei dir war alles, was wir vorbereiteten in zuverlässigen Händen.

Als wir in unserer Sea-Eye Lokalgruppe München von deinem völlig unerwarteten Tod erfahren haben, war es für uns, für mich, als ob das nicht wahr sein könnte.  Mir persönlich fällt es bis heute schwer, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dich in diesem Leben niemals wieder zu sehen, dich bei unserem gemeinsamen Eintreten für Menschenrechte nicht mehr an der Seite zu haben. Du bist nicht zu ersetzen, Wolli. Du hinterlässt eine große Lücke in der Gemeinschaft der SeenotretterInnen.

Wir vermissen dich als den integren Menschen, als den Aktivisten, als den motivierenden, hilfsbereiten Unterstützer. Wir vermissen dich sehr, sehr, sehr! Hab‘ es gut, dort wo du jetzt bist.

Iris und die Sea-Eye e. V. Lokalgruppe München