SEA-EYE 4 rettet auf Weihnachtsmission 223 Menschenleben vor aufziehendem Sturm

Malta verletzt seine Pflicht, Boote in Seenot zu retten

Seitdem die SEA-EYE 4 am Donnerstag, 16.12.2021, in der maltesischen Such- und Rettungszone eintraf, erreichten zahlreiche Meldungen über Boote in Seenot das Rettungsschiff. Insgesamt rettete die Crew der SEA-EYE 4 in vier Rettungseinsätzen 223 Menschen. Unter ihnen sind 29 Frauen, von denen 7 schwanger sind, und 8 Kinder. Die Crew sucht derzeit nach einem weiteren Boot in Seenot.

Obwohl seit gestern noch weitere Boote mit zahlreichen Menschen in akuter Lebensgefahr an Bord auf See gemeldet wurden, hat Malta seine Verpflichtung zur Koordinierung und Rettung von Seenotfällen erneut nicht wahrgenommen. Zivile Seenotrettungsorganisationen sind derzeit die einzigen europäischen Einsatzkräfte, die aktiv nach den Menschen suchen und sie in Sicherheit bringen möchten. Da sich das Wetter voraussichtlich bald deutlich verschlechtern wird, sinken die Überlebenschancen für die sich immer noch auf See befindlichen Menschen deutlich.

Einerseits bin ich dankbar, dass die SEA-EYE 4 erneut viele Menschen retten konnte. Gleichzeitig ist es schwer zu ertragen, dass wir annehmen müssen, dass für einige Boote in Not keine Hilfe kam. Die Kapazitäten der zivilen Seenotrettung sind wichtig, aber auch begrenzt. Die kaltblütige Ignoranz der EU kostet uns Menschenleben – das Seegrab wächst, auch wenn wir konstant dagegen ankämpfen. Die Menschen, die qualvoll ertrinken mussten, wollten bloß ein Leben in Sicherheit, auf das sie ein Recht haben – und wir verneinen es ihnen. Aber mit welchem Recht, stellen wir uns über diese Menschen und ihr Schicksal?“, sagt Sophie Weidenhiller, Pressesprecherin von Sea-Eye e. V.

Die Überlebenden an Bord der SEA-EYE 4 werden von der Besatzung versorgt und medizinisch behandelt. Ein Kind hat einen gebrochenen Arm, ein anderes einen gebrochenen Finger. Zwei schwangere Frauen leiden an Magenschmerzen und mehrere Personen mussten wegen chemischen Verbrennungen und Hypothermie behandelt werden.

Es ist erschütternd, wie viele Menschen ungeachtet der Gefahren in überfüllten, völlig hochseeuntauglichen Booten über das Mittelmeer fliehen. Und es ist zutiefst menschenverachtend, dass die EU nach wie vor die Rettung dieser verzweifelten Menschen NGOs wie uns überlässt. Kurz vor dem Jahreswechsel hoffen wir darauf, dass sich die Politik in 2022 endlich ändert und das Sterben an der tödlichsten Seegrenze ein Ende nimmt“, so Dr. Christine Winkelmann, Vorständin German Doctors e. V. Die Bonner Hilfsorganisation unterstützt die Sea-Eye Rettungseinsätze finanziell und mit medizinischem Personal und Expertise.

Rettungseinsatz

Dass unser Bündnisschiff SEA-EYE 4 bereits 223 Menschen während dieser Mission retten konnte, ist eine wunderbare Nachricht. Und eine Botschaft, die zu Weihnachten passt! Als United4Rescue freut uns besonders, dass das Flugzeug SKYBIRD die ersten beiden Seenotfälle entdeckt hat – denn United4Rescue hat erst vor kurzem finanzielle Starthilfe gegeben, dieses neue Aufklärungsflugzeug in den Einsatz zu bringen. Wir hoffen sehr, dass die Besatzung der SEA-EYE 4 auf dieser Weihnachtsmission noch viele weitere Leben retten wird“, sagt Liza Pflaum, Vorstandsmitglied von United4Rescue.