„Wir lebten in ständiger Angst.“
Geflüchtete Frauen berichten an Bord über ihr Leben in Libyen
Die Crew der SEA-EYE 4 hat vor wenigen Tagen 29 Menschen aus einem kleinen Holzboot gerettet. Unter ihnen sind acht Frauen, davon zwei im neunten Monat schwanger. Bei ihnen sind auch vier Babys.
Unsere Crewmitglieder Johanna und Kai haben mit den geflüchteten Frauen gesprochen. Dabei fällt auch immer wieder ein Wort: Hölle. Dieses Wort wurde für Libyen in den letzten Jahren sehr häufig benutzt, man hat sich fast daran gewöhnt. Aber wenn Johanna und Kai den geflüchteten Frauen zuhören, füllt sich dieser abstrakte Begriff wieder mit neuem Grauen.
Die Frauen an Bord berichten, dass Schwarze Menschen in Libyen häufig gekidnappt werden. Sie selbst lebten in ständiger Angst und haben sich kaum aus dem Haus getraut. Die jungen Frauen fürchteten sich aber nicht nur davor, entführt, sondern auch vergewaltigt zu werden. „Es passiert wirklich!“, betonten sie, als sie von ihrer Zeit in Libyen berichteten.
Was sie erzählen, deckt sich mit Berichten beispielsweise von der UN, Amnesty International oder Oxfam aus den vergangenen Jahren. Seit 2011 herrscht in Libyen Bürgerkrieg, in dem flüchtende Menschen entrechtet sind und unter schweren Menschenrechtsverletzungen wie willkürliche Inhaftierungen, Entführungen, Vergewaltigungen, Folter, Sklaverei und Tötungen leiden.
Trotz des Schreckens haben die Augen von Adissa, eine der hochschwangeren Frauen, und Maya (Namen zu ihrem Schutz geändert) ihr Strahlen nicht verloren. So berichteten sie neben all der Angst, die sie ausgestanden haben, begeistert, auf welche Art und Weise sie am liebsten Reis und Couscous zubereiten.