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Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye e.V. schickt ab Sommer 2024 einen Rettungskreuzer ins Mittelmeer. Um die Einsätze zu finanzieren, sucht der Verein ab dem Weltflüchtlingstag am 20. Juni insgesamt 3.000 Schiffspat*innen.

Der ehemalige Rettungskreuzer NIS RANDERS der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wird künftig als SEA-EYE 5 im Mittelmeer Leben retten. Um das Jahresbudget zu finanzieren, will der Verein 3.000 Dauerspender*innen finden, die als Schiffspat*innen den Betrieb des Rettungskreuzers mit monatlich 16,67 Euro sicherstellen. Mit der Oscar-nominierten Schauspielerin Sandra Hüller hat Sea-Eye eine prominente Taufpatin gewonnen.

Es ist mir eine große Ehre, Patin der SEA-EYE 5 zu sein. Jeder Mensch hat ein Recht auf Freiheit, Frieden und Sicherheit. Die Teams der Seenotrettung leisten eine unverzichtbare Arbeit, die oft über Leben und Tod entscheidet. Ich möchte diese wertvolle Mission unterstützen und dazu beitragen, dass Menschen in Not die dringend benötigte Hilfe erhalten”, betont Sandra Hüller.

Die SEA-EYE 5 ist Sea-Eye’s Antwort auf die andauernde humanitäre Krise im Mittelmeer, der tödlichsten Fluchtroute der Welt. Der flexibel einsetzbare Rettungskreuzer wurde 1990 gebaut und gehört zur 23,3-Meter-Klasse, einer Serie von sieben Seenotkreuzern der DGzRS. Dank ihrer leistungsstarken Motoren erreicht die SEA-EYE 5 schnell Boote, die in Seenot geraten sind. Obgleich der Rettungskreuzer kleiner als die SEA-EYE 4 ist, kann er die Häfen von Lampedusa oder Malta problemlos erreichen, um Überlebende in Sicherheit zu bringen. Die SEA-EYE 5 ist damit eine wichtige Ergänzung der zivilen Rettungsflotte, die seit 2015 jene Lücke in der EU schließt, die durch die Einstellung der staatlichen Seenotrettung entstanden ist. 

„Wir freuen uns, gerade am Weltflüchtlingstag ein starkes Zeichen für die Seenotrettung setzen zu können: In wenigen Wochen werden wir einen schnellen und flexiblen Rettungskreuzer ins Mittelmeer entsenden. Dass wir Sandra Hüller als Taufpatin für das Schiff gewinnen konnten, bestärkt uns in unserer Mission, weiterhin Menschenleben auf der tödlichsten Fluchtroute der Welt zu retten!”, ergänzt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V.

Als NIS RANDERS war der Rettungskreuzer bis 2018 vor Maasholm an der schleswig-holsteinischen Küste im Einsatz und wurde weitere zwei Jahre ohne feste Station von der DGzRS betrieben. Zuletzt befand sich das Schiff in Privatbesitz. Vor ihrem ersten Einsatz im zentralen Mittelmeer wird die SEA-EYE 5 überholt und technisch modernisiert. Für die Rettung von Menschen in Seenot wird ein Tochterboot in einer Heckwanne mitgeführt, das automatisch ein- und ausgefahren werden kann. Darüber hinaus verfügt das Schiff über einen Schlepphaken, mobile Rettungsgeräte sowie eine umfangreiche Navigations- und Funkausrüstung. Auch eine Krankenstation befindet sich an Bord. Deren Ausstattung und Betrieb wird durch die langjährige Sea-Eye-Partnerorganisation German Doctors e.V. ermöglicht.

Die SEA-EYE 5 wird als viertes Bündnisschiff von United4Rescue – einer von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierten und von über 900 Partnern getragenen zivilgesellschaftlichen Allianz – in den Einsatz gehen. Um den Kaufpreis von rund 465.000 Euro zu finanzieren, hat United4Rescue eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Der Umbau des Schiffs, die ersten Einsätze und ein Teil der dauerhaften Finanzierung werden durch zwei langfristige Darlehen der GLS Bank sowie eine Crowd-Kampagne ihres Kooperationspartners, der GLS Crowd, abgebildet.

Richter erklärt 60-tägige Festsetzung im März 2024 für unrechtmäßig

Das Gericht in Reggio Calabria hat in einer Verhandlung am Mittwochmorgen der Klage von Sea-Eye e.V. stattgegeben und eine 60-tägige Festsetzung der SEA-EYE 4 vom März 2024 für unrechtmäßig erklärt. Die Vorwürfe, die Besatzung des Schiffs habe die Anweisungen der sogenannten libyschen Küstenwache nicht befolgt, sah der Richter als nicht erwiesen an.

Das Urteil von Reggio Calabria ist ein bedeutender Sieg für uns – und für alle anderen Seenotrettungsorganisationen! Es zeigt ganz deutlich, dass es sich bei den Festsetzungen ziviler Rettungsschiffe um den Missbrauch staatlicher Machtbefugnisse handelt. Wir brauchen jetzt dringend die politische Unterstützung der Bundesregierung, denn Italien missachtet mit seinen rechtswidrigen Festsetzungen deutscher Rettungsschiffe auch die Rechte unseres Flaggenstaates. Wir bitten die zuständigen Ministerien eindringlich darum, das Urteil zum Anlass zu nehmen, sich für ein Ende dieser Praxis in Italien einzusetzen”, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V. 

Als Grund für die Festsetzung der SEA-EYE 4 gaben die italienischen Behörden an, dass das Schiff am 7. März den Anweisungen der sogenannten libyschen Küstenwache, die laut Bericht von Augenzeugen mit Waffen auf das Einsatzboot zielte, nicht Folge geleistet und die Schutzsuchenden nicht an diese übergeben habe. Die SEA-EYE 4 hatte während des Einsatzes insgesamt 84 Menschen aus Seenot gerettet. Erst im Februar dieses Jahres hatte das oberste italienische Berufungsgericht die Übergabe von Menschen an die sogenannte libysche Küstenwache als Straftat eingestuft, da das Bürgerkriegsland Libyen aufgrund schwerer Menschenrechtsverletzungen wie Folter, Sklaverei, Vergewaltigungen und willkürlichen Hinrichtungen kein sicherer Ort sei. Die 60-tägige Festsetzung der SEA-EYE 4 war die bislang längste Verwaltungshaft gegen ein Seenotrettungsschiff, die aufgrund des sogenannten Piantedosi-Dekrets verhängt wurde. Das Anfang 2023 in Italien in Kraft getretene Gesetz schreibt Schiffen beispielsweise vor, nach einer erfolgten Rettung sofort mit der italienischen Leitstelle Kontakt aufzunehmen und sich einen Hafen zuweisen zu lassen, ohne auf weitere Notrufe zu reagieren. 

Allein zwischen Juni 2023 und Juni 2024 wurde die SEA-EYE 4 insgesamt 120 Tage in Italien festgesetzt. Sea-Eye hat schon mehrmals gegen rechtswidrige Festsetzungen geklagt. Die Urteile verzögern sich oft um mehrere Jahre: Insgesamt sind derzeit noch fünf weitere Gerichtsverfahren anhängig. Die Prozesse sind für den eingetragenen Verein mit hohen Kosten und zusätzlichen Aufwand verbunden. Der nächste Gerichtstermin für eines der laufenden Verfahren findet am 20. Juni statt – es geht um die bereits fast vier Jahre zurückliegende Festsetzung der ALAN KURDI. Das Rettungsschiff war vor der SEA-EYE 4 für den Verein im Einsatz und hat zwischen 2018 und 2021 insgesamt 927 Menschen aus Seenot gerettet.

Sea-Eye und United4Rescue schicken Rettungskreuzer NIS RANDERS als SEA-EYE 5 in den Einsatz 

Der ehemalige Rettungskreuzer NIS RANDERS der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wird zukünftig als viertes United4Rescue-Bündnisschiff im Mittelmeer Leben retten. Mit dem schnellen, eigens für die Seenotrettung konstruierten Schiff reagieren United4Rescue und Sea-Eye auf den politischen Druck und neu geschaffene Hürden für die zivile Seenotrettung. Zur Finanzierung des Kaufs startet United4Rescue heute eine Spendenkampagne.

Nach dem gemeinsamen Kauf der SEA-EYE 4 im Jahr 2021 schicken Sea-Eye e.V. und United4Rescue ein weiteres Bündnisschiff aufs Mittelmeer: Die NIS RANDERS, einen ehemaligen Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Das Schiff wird in den kommenden Wochen überholt, auf den Namen SEA-EYE 5 getauft und soll noch in diesem Sommer in den ersten Einsatz starten. Der Rettungskreuzer ist eine Antwort auf die stetig zunehmenden Hürden, mit denen die zivile Seenotrettung aus politischen Gründen massiv behindert wird – wie beispielsweise die Zuweisung weit entfernter Häfen oder die Reform der Schiffssicherheitsverordnung.

„Während Italien unsere Arbeit durch weit entfernte Häfen und Festsetzungen erschwert, wird in Deutschland weiter an einer Reform der Schiffssicherheitsverordnung gearbeitet, um den Einsatz von Kleinfahrzeugen und Freizeitschiffen zur Seenotrettung einzuschränken. Auch in Zukunft müssen wir mit Erschwernissen rechnen. Deshalb setzen wir zusammen mit unseren Partnerorganisationen ein Zeichen und entsenden einen Seenotrettungskreuzer, dessen Eignung weder in Italien noch in Deutschland angezweifelt werden kann. Die NIS RANDERS wurde nur für einen einzigen Zweck gebaut: die Rettung von Menschenleben“, betont Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V.

Um den Kaufpreis von rund 465.000 Euro zu finanzieren, hat das von der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) initiierte und von über 900 Partnern getragene zivilgesellschaftliche Bündnis United4Rescue eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, die heute startet. Die SEA-EYE 5 wird das vierte Bündnisschiff von United4Rescue, das auf dem Mittelmeer Menschenleben retten wird.

„Es sind stürmische Zeiten – auch für die zivile Seenotrettung. Unsere Bündnisschiffe sind starkem politischen Gegenwind und ständigen Schikanen der Behörden ausgesetzt. Der Rettungskreuzer ist unsere Antwort darauf. Niemand kann ernsthaft die Tauglichkeit eines deutschen Rettungsschiffs in Frage stellen”, erklärt Sandra Bils, Vorstandsmitglied von United4Rescue. “Das neue Schiff ist eigens für die Hochseerettung konstruiert, kann Seenotfälle besonders schnell erreichen und ist dazu kosteneffizient. In politisch schwierigen Zeiten machen wir damit deutlich, wofür wir als gesellschaftliches Bündnis stehen: für Menschlichkeit und die rechtliche und humanitäre Pflicht zur Seenotrettung.“

Der Umbau des Schiffs, die ersten Einsätze und ein Teil der dauerhaften Finanzierung werden durch zwei langfristige Darlehen der GLS Bank sowie eine Crowd-Kampagne ihres Kooperationspartners, der GLS Crowd, abgebildet. Die Ausstattung und den Betrieb der Krankenstation ermöglicht German Doctors e.V als langjährige Partnerorganisation von Sea-Eye und United4Rescue.

Über das Schiff:

Die NIS RANDERS/SEA-EYE 5 ist ein schnelles und flexibel einsetzbares Rettungsschiff. Sie wurde 1990 von der Schweers-Werft in Berne-Bardenfleth gebaut und gehört zur 23,3-Meter-Klasse, einer Serie von sieben Seenotkreuzern der DGzRS. Die NIS RANDERS war bis 2018 vor Maasholm an der schleswig-holsteinischen Küste im Einsatz und wurde weitere zwei Jahre von der DGzRS ohne feste Station betrieben. Zuletzt befand sich das Schiff in Privatbesitz. 

Vor dem ersten Einsatz im zentralen Mittelmeer wird die SEA-EYE 5 überholt und technisch modernisiert. Für die Rettung von Menschen in Seenot wird ein Tochterboot in einer Heckwanne mitgeführt, das automatisch ein- und ausgefahren werden kann. Darüber hinaus verfügt das Schiff über einen Schlepphaken, mobile Rettungsgeräte sowie eine umfangreiche Navigations- und Funkausrüstung.