Italienische Küstenwache setzt SEA-EYE 4 in Palermo fest
Bürgermeister von Palermo ernennt Sea-Eye-Crew zu Ehrenbürger*innen
Während Bürgermeister, Leoluca Orlando, die Crew der SEA-EYE 4 am Freitagabend zu Ehrenbürger*innen der Stadt Palermo ernannte, wurde das neue Rettungsschiff der Regensburger Seenotretter*innen von zwei Inspekteur*innen der italienischen Küstenwache festgesetzt.
Wie bereits bei anderen zivilen Rettungsschiffen werden nun auch bei der SEA-EYE 4 die gleichen technischen Gründe angeführt, um weitere Einsätze des Schiffes zu stoppen.
„Im Prinzip geht es immer wieder darum, dass argumentiert wird, die deutschen Rettungsschiffe würden regelmäßig zu viele Menschen vor dem Ertrinken retten und für diesen humanitären Zweck falsch zertifiziert sein“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
So heißt es im Bericht der italienischen Küstenwache: „Die große Anzahl der geborgenen Personen, die über die durch das genannte Zertifikat erlaubte Anzahl hinausgeht, stellt eine ernste Gefahr für das Schiff und die Besatzung dar.“ Insgesamt führten die Inspekteur*innen während einer 12-stündigen Hafenstaatkontrolle 10 Gründe für die Festsetzung an. Grotesk erscheint indes der Grund, dass der Kapitän der SEA-EYE 4 gegen Artikel 98 des Seerechtsübereinkommens verstoßen haben soll, indem er zu viele Menschen gerettet habe. Artikel 98 beschreibt jedoch die explizite Pflicht der Flaggenstaaten seine Kapitän*innen zur Seenotrettung zu verpflichten.
„Unser Kapitän ist der Pflicht zur Seenotrettung vorbildlich nachgekommen. Er hat Seenotfälle gesehen und eine sichere Rettung durchgeführt. Daran können sich die EU-Staaten ein Beispiel nehmen“, sagt Isler weiter.
Inzwischen sind vier Rettungsschiffe unter deutscher Flagge von Italien festgesetzt worden: die ALAN KURDI, die SEA-WATCH 3, die SEA-WATCH 4 und nun auch die SEA-EYE 4.
Die SEA-EYE 4 führte im Mai ihre erste Rettungsmission durch und rettete 408 Menschenleben, darunter 150 Kinder. Die geretteten Menschen durften, nachdem die SEA-EYE 4 mehrere Tage einen sicheren Hafen gesucht hatte, am 21. und 22.05.2021 in Pozzallo auf Sizilien an Land gehen. Die italienischen Behörden behinderten und schikanierten das Rettungsschiff und die Geretteten auf der Suche nach einem sicheren Hafen und bei der Ausschiffung. Zum Bericht.